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In diesem Thread befinden sich 3 Posts.
Mut zur Zerstörung 25.02.2008, 19:06piccolino
Arnulf-Rainer-Ausstellung in der Virág-Judit-Galerie
Von Ágnes Lukács
Montag, 25. Februar 2008
Mut zur Zerstörung

Was ist Kunst? Eine Frage, die bis heute heftig umstritten ist. Angesichts der vielfältigen Strömungen ist es schwierig, eine klare Definition zu präsentieren, denn die Venus von Botticelli fällt genauso unter die Definition ,,Kunst“ wie die kubistischen Darstellungen von Pablo Picasso oder gar die Bilder des Schimpansen Congo.


Da sollte es einen nicht verwundern, wenn einer der bekanntesten europäischen Künstler unserer Zeit, Arnulf Rainer, mit der Übermalung von Fotografien und Meisterwerkabdrucken seine Berühmtheit erlangte. Seit dem vergangenen Freitag ist eine Auswahl seiner Werke in der Virág-Judit-Galerie zu sehen.

Wer kennt ihn nicht, den Drang von Kleinkindern alles zu übermalen was ihnen in die Hände fällt? Ein Wirrwarr an Farben verunstaltet Rechnungen, Familienfotos und natürlich die Tapeten. Das könnte auch der Ausgangspunkt für Arnulf Rainer gewesen sein. Allerdings wartete er nicht ab, bis seine Tochter Stifte und Farben in die Hand bekam. Stattdessen nahm er die Verunstaltung selbst vor: Von einer offensichtlichen Zerstörungswut geleitet, versuchte der heute 78-jährige Österreicher alles mit der eigenen Note zu versehen – ob eine Klimt-Grafik oder ein Werk von Caspar David Friedrich.

Angefangen hat er in den 50er Jahren mit Selbstporträts. Er schnitt hässliche Grimassen, fotografierte sich dabei und übermalte die Bilder danach.



Kritzeleien durch Drogen

Bald aber war das langweilig für ihn und er vergriff sich an Abdrucken bekannter Meisterwerke. Diese verunstaltete er mit seinen Übermalungen, meist unter Einfluss von Halluzinogenen, wie er selbst gestand. Seine Intention: Alles aus dem tiefsten Inneren, dem Unterbewussten, den unbekannten Tiefen der Seele herauszuholen und auf dem Papier darzustellen. Das Ergebnis: Serien von verunstalteten Abdrucken von Klimt, Schiele und Caspar David Friedrich, die vor Zerstörungswut nur so strotzen.

Zu seinen bekanntesten Serien gehören außerdem seine Todesmasken, die er in der Pathologie angefertigt, fotografiert und dann ebenfalls übermalt hatte. Rainers Mut zur Hässlichkeit und zur Zerstörung von Werken anderer wurde von den Kritikern gelobt und belohnt.



Weltweit bekannt

Seine Bilder sind in den namhaften Galerien der Welt ausgestellt, unter anderem im New Yorker Museum of Modern Art, im Guggenheim-Museum und im Londoner Tate Modern. 1993 wurde zu Ehren des Künstlers sogar ein Arnulf Rainer Museum in New York eröffnet. Er wurde mit Preisen überschüttet; so erhielt er 1966 den österreichischen Staatspreis für Graphik, 1978 den Staatspreis für Malerei, 1981 bekam er den Max-Beckmann-Preis und 2003 den Rhenus Kunstpreis für sein künstlerisches Gesamtwerk.



Hochdotierte Hässlichkeit

Er wurde sogar zum Professor an der Wiener Akademie für Bildende Künste berufen und übernahm die Leitung einer Meisterklasse für Malerei. Seine Bilder sind äußerst teuer: Eine Übermalung kann schon mal 100.000 Euro kosten – ein ziemlich hoher Preis für eine unbändige Zerstörungswut, die jedem aus den Kinderjahren bekannt sein mag. Der große Unterschied liegt wohl darin, dass sich Rainer als Erwachsener getraut hat, diese Zerstörungswut einfach auszuleben – wenn nicht anders, dann zumindest unter Drogeneinfluss. Eine einfache Idee, die sich für ihn sicherlich bezahlt gemacht hat. Bis zum 22. März kann man sich nun selbst davon überzeugen. In der Virág-Judit-Galerie werden 57 seiner Werke ausgestellt. Hoffentlich gut beschützt – nicht dass ein Besucher noch auf die Idee kommt, Rainers Bilder mit Buntstiften zu übermalen.


Quelle:http://www.budapester-zeitung.de/index.php?option=com_content&task=view&id
Ich liebe das Leben
Mut zur Zerstörung 26.02.2008, 03:30Herbert1
Lieber Piccolino,

vielen Dank für die Einstellung dieses Beitrags ins Forum. Die darin aufgeworfene
Frage... was ist Kunst ... wird gewiss sehr subjektiv beantwortet werden.
Es wäre interessant, ob sich sich an diesen Artikel eine ernsthafte Diskussion
im Forum anschliesst.
Nochmals ...vielen Dank.

Mit herzlichen Grüssen Herbert1 (Hans Stein)
Mut zur Zerstörung 26.02.2008, 09:27Hunor
Kunst ist heutzutage die Menschheit als solches überhaupt zu verstehen.

Aber ich glaube das ist wohl wieder ein anders Kapitel ;)
Kunst ist ja erstmal ein Oberbegriff verschiedener Kategorien. (Musik , bildende Kunst etcpp)
Ausserdem ist Kunst wohl wandelbar.Im Laufe der Zeit haben sich wohl auch noch Kunstrichtungen herausgebildet die es annodazumal garnicht gegeben hat , ja garnicht geben konnte (technisch bedingt -man denke hier nur an die Fotografie )
Was heute noch verpönt ist wird morgen für viele Millionen bei irgendwelchen Kunsthändlern unter den Hammer gebracht.
Für mich -Klein Erna aus Hintertupfingen -fallen Bilder des Malers Hans am Ende unter "Kunst"
(nur mal so als Beispiel )
oder "Werke" der Ungarin Eszter Mattioni.
Werke von Joseph Beuys seh ich allerdings als Auswüchse eines XXX (hier mach ich mal lieber 3x)
aber das ist halt Ansichtsache , denn sonst würden seine "Werke" wohl nicht solche Preise erzielen.
Kunst ist also somit auch eine Sache der Betrachtungsweise.

Karin

- Editiert von Hunor am 26.02.2008, 09:36 -
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