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Bildung: Noch en Gedicht 15.01.2015, 08:56anton
Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden!
Frisch, Gesellen, seyd zur Hand!
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben;
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt;
Den schlechten Mann muß man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es seyn,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch* hinein!
Kocht des Kupfers Brei!
Schnell das Zinn herbei,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise!

Was in des Dammes tiefer Grube
Die Hand mit Feuers Hülfe baut,
Hoch auf des Thurmes Glockenstube,
Da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wird’s in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr,
Und wird mit den Betrübten klagen
Und stimmen zu der Andacht Chor*.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängniß bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiter klingt.

Weiße Blasen seh’ ich springen;
Wohl! Die Massen sind im Fluß.
Laßt’s mit Aschenfalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.
Auch vom Schaume rein
Muß die Mischung seyn,
Daß vom reinlichen Metalle
Rein und voll die Stimme schalle.

Denn mit der Freude Feierklange
Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschooße
Die schwarzen und die heitern Loose;
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen –
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,
Er stürmt ins Leben wild hinaus,
Durchmißt die Welt am Wanderstabe,
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus.
Und herrlich in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Thränen,
Er flieht der Brüder wilden Reihn.
Erröthend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.
O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Der ersten Liebe goldne Zeit,
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit;
O daß sie ewig grünen bleibe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!

Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Stäbchen tauch’ ich ein,
Sehn wir’s überglast erscheinen,
Wird’s zum Gusse zeitig seyn,
Jetzt, Gesellen, frisch!
Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei
Die Leidenschaft flieht,
Die Liebe muß bleiben;
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn’ Ende
Die fleißigen Hände,
Und mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn,
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer
Und ruhet nimmer.

Und der Vater mit frohem Blick
Von des Hauses weitschauendem Giebel
Ueberzählet sein blühend Glück.
Siehet der Pfosten ragende Bäume
Und der Scheunen gefüllte Räume,
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht mir des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ew’ger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.

Wohl! nun kann der Guß beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch.
Doch bevor wir’s lassen rinnen,
Betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr’ das Haus!
Rauchend in des Henkels Bogen
Schießt’s mit feuerbraunen Wogen.

Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft;
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur,
Die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen,
Wachsend ohne Widerstand,
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.
Aus der Wolke
Quillt der Segen,
Strömt der Regen;
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl.
Hört ihr’s wimmern hoch vom Thurm?
Das ist Sturm!
Roth, wie Blut,
Ist der Himmel;
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
Straßen auf!
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile;
Kochend, wie aus Ofens Rachen,
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Thiere wimmern
Unter Trümmern;
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet;
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
Fliegt der Eimer; hoch im Bogen
Spritzen Quellen Wasserwogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht;
Prasselnd in die dürre Frucht
Fällt sie, in des Speichers Räume,
In der Sparren* dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen in gewalt’ger Flucht,
Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß!
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehn.

Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette.
In den öden Fensterhöhlen
Wohnt das Grauen,
Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein.

Einen Blick
Nach dem Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück –
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.
Was Feuers Wuth ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Häupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein theures Haupt.

In die Erd’ ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt:
Wird’s auch schön zu Tage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Ach, vielleicht, indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.

Dem dunkeln Schooß der heil’gen Erde
Vertrauen wir der Hände That,
Vertraut der Sämann seine Saat,
Und hofft, daß sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rath.
Noch köstlicheren Samen bergen
Wir trauernd in der Erde Schooß,
Und hoffen, daß er aus den Särgen
Erblühen soll zu schönerm Loos.

Von dem Dome,
Schwer und bang,
Tönt die Glocke
Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege.

Ach! die Gattin ist’s, die theure,
Ach, es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten*
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schaar,
Die sie blühend ihm gebar,
Die sie an der treuen Brust
Wachsen sah mit Mutterlust –
Ach! des Hauses zarte Bande
Sind gelöst auf immerdar;
Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war;
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr;
An verwaister Stätte schalten
Wird die Fremde, liebeleer.

Bis die Glocke sich verkühlet,
Laßt die strenge Arbeit ruhn.
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich thun.
Winkt der Sterne Licht,
Ledig aller Pflicht,
Hört der Bursch die Vesper* schlagen;
Meister muß sich immer plagen.

Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Blökend ziehen heim die Schafe,
Und der Rinder
Breitgestirnte, glatte Schaaren
Kommen brüllend,
Die gewohnten Ställe füllend.
Schwer herein
Schwankt der Wagen
Kornbeladen;
Bunt von Farben,
Auf den Garben
Liegt der Kranz,
Und das junge Volk der Schnitter
Fliegt zum Tanz.
Markt und Straße werden stiller,
Um des Lichts gesell’ge Flamme
Sammeln sich die Hausbewohner,
Und das Stadtthor schließt sich knarrend.
Schwarz bedecket
Sich die Erde;
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket;
Denn das Auge des Gesetzes wacht.

Heil’ge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau gegründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesell’gen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten,
Und das theuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!

Tausend fleiß’ge Hände regen,
Helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heil’gem Schutz;
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis;
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß.

Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Thal durchtoben;
Wo der Himmel,
Den des Abends sanfte Röthe
Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!

Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat’s erfüllt,
Daß sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt!
Wenn die Glock’ soll auferstehen,
Muß die Form in Stücken gehen.

Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit;
Doch wehe, wenn im Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreit!
Blindwüthend, mit des Donners Krachen,
Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen
Speit es Verderben zündend aus.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten;
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

Weh, wenn sich in dem Schooß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher.
Da werden Weiber zu Hyänen*
Und treiben mit Entsetzen Scherz;
Noch zuckend, mit des Panthers* Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu;
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist’s, den Leu* zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn;
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden,
Und äschert Städt’ und Länder ein.

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! wie ein goldner Stern,
Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern.
Von dem Helm zum Kranz
Spielt’s wie Sonnenglanz,
Auch des Wappens* nette Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.

Herein! Herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Daß wir die Glocke tausend weihen!
Concordia* soll ihr Name seyn.
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sie die liebende Gemeine.

Und dies sey fortan ihr Beruf,
Wozu der Meister sie erschuf:
Hoch überm niedern Erdenleben
Soll sie im blauen Himmelszelt,
Die Nachbarin des Donners, schweben
Und grenzen an die Sternenwelt,
Soll eine Stimme sein von oben,
Wie der Gestirne helle Schaar,
Die ihren Schöpfer wandelnd loben
Und führen das bekränzte Jahr.
Nur ewigen und ernsten Dingen
Sey ihr metallner Mund geweiht,
Und stündlich mit den schnellen Schwingen
Berühr’ im Fluge sie die Zeit.
Dem Schicksal leihe sie die Zunge;
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,
Begleite sie mit ihrem Schwunge
Des Lebens wechselvolles Spiel.
Und wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend ihr entschallt,
So lehre sie, daß nichts bestehet,
Daß alles Irdische verhallt.

Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock’ mir aus der Gruft,
Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft!
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt.
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.

von Friedrich Schiller


Das Lied von der Glocke.

Dieses Lied der Lieder, dieses unübertroffene Meisterwerk der deutschen Lyrik, ist eine Produktion, wie sie kein anderes Volk aufzuweisen hat. Schiller hat sich beinahe zehn Jahre mit dem Gedanken getragen, die Glocke zu einem Gegenstande seiner Poesie zu machen. Schon im Jahre 1788, bei seinem ersten Aufenthalte in Rudolstadt, besuchte er häufig eine außerhalb der Stadt gelegene Glockengießerei, um sich eine Vorstellung von diesem Gewerbe zu verschaffen; aber andere wichtige Arbeiten zogen ihn wieder von seinem Vorhaben ab. Im Jahre 1797 erfasste er den Gedanken auf’s neue und suchte die bereits gewonnenen Anschauungen durch das Studium technischer Werke zu erweitern und zu berichtigen. Dass es ihm diesmal Ernst war, geht aus einem Briefe an Goethe hervor, in dem er sagt, daß ihm sein Glockengießerlied sehr am Herzen liege. Aber wiederum trat ihm ein Hindernis in den Weg, indem er durch Krankheit gestört wurde. Endlich gab ein neuer Aufenthalt in Rudolstadt im Jahre 1799 Veranlassung, die ersten Erinnerungen der dort gewonnenen Eindrücke wieder aufzufrischen, und so entstand dieses herrliche, echt volkstümliche Gedicht, welches mit dem Anfange des neuen Jahrhunderts der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Das Motto: Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango – befindet sich als Umschrift auf der Glocke des Münsters zu Schaffhausen. Es bedeutet: „Ich rufe den Lebenden; ich beklage die Toten; ich breche die Blitze.“ Der letzte Teil bezieht sich auf eine früher weit verbreitete Meinung, dass das Läuten der Glocken vor dem Einschlagen des Blitzes bewahren solle.

Wie der Dichter sich vor der Anfertigung seiner Arbeit mit den technischen Verrichtungen des betreffenden Handwerks bekannt gemacht, so ist dies auch von Seiten seines Lesers notwendig, wenn derselbe das Gedicht vollständig verstehen will. Zunächst wird eine Grube von entsprechender Tiefe gegraben, die sogenannte Dammgrube, welche bestimmt ist, die Glockenform aufzunehmen. Diese selbst besteht aus drei Teilen, dem Kern, der sogenannten Dicke und dem Mantel. 1) Der Kern wird aus Backsteinen gebaut und mit einer Lehmbekleidung überzogen, worauf man dem Ganzen vermittelst einer Schablone, d. h. eines an einer Seite halbglockenförmig zugeschnittenen Brettes, die Form gibt, welche dem inneren Glockenraume entspricht. An der oberen Seite des gemauerten Kerns befindet sich eine Öffnung, die in eine Höhlung führt. Diese wird mit glühenden Kohlen ausgefüllt, um das Austrocknen des Innern zu befördern. Das Trocknen der äußeren Seite, die auf ihrer Oberfläche mit gesiebter Asche bestreut wird, besorgt die Luft. 2) Die Dicke ist eine zweite Lehmhülle. Sie stellt die Metallstärke dar, welche die Glockenwand haben soll, und bekommt ihre Gestalt durch eine zweite Schablone. Diese über den Kern geformte Lehmglocke wird an ihrer Außenseite mit geschmolzenem Talg überzogen und in ähnlicher Weise wie die erste getrocknet. 3) Der Mantel endlich ist eine dritte Lehmhülle, deren Masse durch Eisenringe und Schienen fest zusammengehalten wird und sich von der darin eingeschlossenen Form abheben lässt. Ist dies letztere behutsam geschehen, was besonders durch das Talg erleichtert wird, dann wird die Dicke sorgfältig von dem Kern heruntergeschnitten. Hierauf läßt man den Mantel eben so nieder, wie man ihn vorher abgehoben hat, und erhält auf diese Weise zwischen dem Kern und dem Mantel einen hohlen Raum, der zur Aufnahme des flüssigen Metalls bestimmt ist.

Die so eben geschilderten Arbeiten setzt der Dichter als bereits vollendet voraus; die weiteren Tätigkeiten führt uns das Gedicht selbst vor, und zwar in den zehn Arbeitssprüchen des Meisters, die durch eingerückten Druck besonders hervorgehoben sind. Es sind achtzeilige Strophen in vierfüßigen Trochäen; die vier ersten Verse haben gekreuzte, die vier letzten parallele Reime. Der fünfte und sechste Vers, nur aus zwei und einem halben Trochäus bestehend, machen durch ihre größere Kürze, so wie durch den kräftig abschließenden männlichen Reim den beabsichtigten Eindruck scharf bestimmter Kommandowörter, während die beiden Schlussverse mit ihren milderen weiblichen Reimen zu den Betrachtungen überleiten, die sich an jeden der Arbeitssprüche anschließen. Von diesen Sprüchen des Meisters beziehen sich die fünf ersten auf die Vorarbeiten bis zu dem Beginne des Gusses, die fünf letzten führen uns die Tätigkeit der Arbeitsleute nach erfolgtem Guss vor, bis schließlich die Glocke in ihrer Vollendung erscheint.

Verfolgen wir zunächst die zehn Arbeitssprüche für sich. Der erste (1) deutet auf die gemachten Vorarbeiten hin, denen jetzt der Hauptact folgen soll, bei welchem der Meister in echt deutschem Ernst und frommer Einfachheit teils die Arbeit leitet, teils durch seinen Zuspruch ermuntert und anregt. Dicht neben der Grube (2) haben wir uns den Gießofen zu denken, auf dessen Herde das Metall, und zwar zunächst nur das Kupfer, aufgeschichtet liegt. Durch eine Öffnung, den „Schwalch“ steht der Ofen mit dem Schornsteine in Verbindung, in welchem das Feuer brennt, und zwar so, dass die Flamme nur durch den Schwalch in den Ofen gelangen und so das Metall zum Schmelzen bringen kann. Sobald das Kupfer flüssig geworden, wird das leichter schmelzbare Zinn hinzugesetzt. Das Mischungsverhältnis ist verschieden; gewöhnlich nimmt man auf drei Theile Kupfer einen Theil Zinn. Ist die Mischung (3), die sogenannte Glockenspeise, in Fluss, dann pflegt sich auf der Oberfläche ein weißlicher Schaum zu bilden, in welchem sich unreine Beimischungen absondern. Durch einen Zusatz von Pottasche („Aschensalz“) wird diese Schaumbildung befördert und somit eine bessere Verbindung der Metalle erzielt. Mehrmaliges Abschäumen ist daher notwendig, um das Metall möglichst rein zu erhalten. Nunmehr ist die Aufmerksamkeit auf den Ofen zu lenken (4), an welchem sich die sogenannten Windpfeifen („Pfeifen“), d. h. sechs Zuglöcher, befinden, die sich öffnen und verschließen lassen. Hat das Metall zwölf Stunden in dem Ofen gelegen, so werden die Pfeifen gelb, und es ist Zeit, zum Gusse zu schreiten. Zuvor aber wird ein Stäbchen in das flüssige Metall getaucht. Erscheint dasselbe wie mit Glasur überzogen, so ist dies ein Zeichen, dass das sprödere Kupfer sich mit dem weicheren Zinn gleichförmig vereinigt hat. Vor dem Beginn des Gusses pflegt man dann noch eine Probe zu machen. Es wird eine kleine Quantität Metall in die Höhlung eines warmen Steins gegossen und, nachdem es erkaltet ist, durchgebrochen. Von der Größe der Zacken, welche die Bruchfläche zeigt, hängt es ab, ob der Schmelzungsprozess als beendigt angesehen werden kann. Sind die Zacken zu klein, so muss noch Kupfer, sind die Zacken zu groß, noch Zinn hinzugesetzt werden. Um das Metall in die Form zu lassen, wird nun der Zapfen ausgestoßen, der sich in dem Ofen dem Schornstein gegenüber befindet; oder streng genommen wird er eigentlich eingestoßen, denn er ist kegelförmig gestaltet und mit der breiten Seite nach innen gerichtet. Da er aus Stein besteht, also leichter als das Metall ist, so steigt er nach dem Einstoßen in der flüssigen Masse empor und schwimmt auf der Oberfläche derselben. Aus dem Zapfenloch strömt das Metall zunächst in eine henkelförmig gebogene Rinne und von dieser in das in der Erde befindliche Gehäuse oder „Haus“, wie der Dichter die Glockenform bezeichnet.

Mit diesem Hauptakt der Arbeit tritt ein Wendepunkt ein. Die Form (6) ist gefüllt; jetzt gilt es, abzuwarten, ob die Arbeit gelungen sein wird. Die Ausdrücke der Besorgnis:


„Wenn der Guss misslang?
Wenn die Form zersprang?“

dürften wohl passender mit einem Ausrufungszeichen versehen werden. Nach der schweren Arbeit tritt (7) natürlich die Ruhe ein, die die Arbeiter auch wirklich als solche genießen können, während der Meister auch diese Zeit mit vorbereitenden Arbeiten für die weiteren Verrichtungen ausfüllen muss. Nach erfolgter Abkühlung (8) beginnt die Ablösung des früher „Haus“, jetzt „Gebäude“ genannten Mantels, so daß die Glocke (9) nach und nach zum Vorschein kommt, vor den Augen der Zuschauer ersteht, welche nun die Zierathen an ihrer Außenfläche bewundern können. So gleichsam aus der Gruft (10) emporgestiegen, wird sie nun in die Luft, „das Reich des Klanges“, emporgezogen, um dem Zwecke ihrer eigentlichen Bestimmung zu dienen.

Die von dem Meister an die einzelnen technischen Verrichtungen angeknüpften Betrachtungen, „die guten Reden“, welche die Arbeit begleiten, zerfallen in neun Hauptabschnitte, welche zwischen die zehn Arbeitssprüche eingefügt sind. Jede derselben schließt sich nicht nur an den vorangegangenen Spruch, sondern auch an die vorige Betrachtung an, so wie sie auch auf das später Folgende vorausdeutend hinweist.

Die erste Betrachtung ist als Einleitung anzusehen. Sie deutet den Plan des Gedichtes an, dessen Absicht es ist, den vorgeführten Arbeiten der menschlichen Hand durch die angeknüpften Betrachtungen eine höhere Weihe zu erteilen. Die Diktion hält sich, nach Viehoff’s treffender Bemerkung, hier absichtlich in fast mittelalterlicher Einfachheit, um erst später einen allmählich höheren Schwung anzunehmen. – Die zweite Betrachtung bildet den Übergang, indem sie das Thema des Ganzen näher bezeichnet, auf die Bestimmung und Bedeutung der Glocke aufmerksam macht. Wir haben zu erwarten, daß die wichtigsten Erscheinungen des menschlichen Lebens an uns vorüberziehen werden; die Glocke soll uns verkünden, was dem Menschen auf Erden begegnet. – Der Dichter beginnt (3) mit der Schilderung der Kindheit, und zwar, da Alles an die Klänge der Glocke angeknüpft werden soll, mit dem Tauftage, worauf er, an dem Knaben- und Mädchenalter rasch vorübergehend, mit besonderer Wärme bei dem Aufkeimen der ersten Liebe, als der Grundlage des Familienlebens, verweilt, welchem die erste Hälfte des Gedichtes gewidmet ist. – Demnächst ladet die Glocke (4) zur Hochzeitfeier ein, mit welcher die poetische Stimmung des ersten Liebesglückes abschließt, um den Konkreteren Erscheinungen des Familienlebens Platz zu machen. Der Mann hat nun den Kampf mit den oft feindlichen Lebensverhältnissen aufzunehmen, während die Hausfrau in stets sich steigernder Geschäftigkeit das von dem Manne Erworbene zu erhalten bemüht ist. Aber das Glück ist unbeständig und wird uns da oft am leichtesten untreu, wo wir ihm am meisten vertrauen. – Ein unvorhergesehenes Schicksal, eine Feuersbrunst, (5) raubt dem auf seine Arbeit stolzen Manne die ganze Habe, und das Überzählen der Seinen lässt sogar noch Schlimmeres ahnen. Denn die Glocke hat auch eine feierlich ernste Bestimmung (6), sie gibt auch dem Abgeschiedenen das letzte Geleit. Mit dem Tode der Gattin sind die Bande des Familienlebens gelöst, und wie bei dem sechsten Arbeitsspruche ein Wendepunkt in den äußeren Verrichtungen eintrat, so wendet sich der Dichter jetzt (7) der geselligen Gemeinschaft zu, wie sie sich innerhalb des Staatsverbandes gestaltet. Gerade in der Ruhe des Feierabends stellen sich uns die Segnungen, die wir dem gesellschaftlichen Zustande zu verdanken haben, am schönsten dar. Durch eine „heilige Ordnung“ sind Sprach- und Stammgenossen auf’s innigste an einander gebunden, und der lebendige Wechselverkehr zwischen den verschiedensten Kräften ist im Stande, die allgemeine Wohlfahrt mächtig zu fördern. – Aber auch dieses gesellige Glück (8) ruht nicht auf unerschütterlichen Stützen. Unzufriedenheit auf der einen und stolze Überhebung auf der andern Seite können auch diese Bande sprengen, der Aufruhr der Städte verwüsten, die Revolution einen Staat an den Rand des Abgrundes führen. Gottesfurcht allein ist im Stande, die Eintracht zu sichern. In dieser erhöhten Gemütsstimmung wird die Schlussbetrachtung des Meisters (9) zur Anrede, welcher seine Umgebung jetzt, wie beim Eingange seiner Betrachtungen, an einer Taufhandlung Teil nehmen lässt. Mit dem Namen Concordia wird die regelmäßige und bleibende Bestimmung der Glocke bezeichnet. In der gemeinsamen Andacht erheben wir uns über die wandelbaren Verhältnisse alles Irdischen zu dem, was allein einen unvergänglichen Werth hat.

Eine vollständige Darlegung des ganzen Reichtums von Schönheiten, welchen dieses herrliche Gedicht darbietet, würde eine umfangreiche Arbeit geben. Wir erinnern nur an den wundervollen Wechsel von Ausdrücken, mit welchen der Dichter das verschiedenartige Ertönen der Glocke bezeichnet, an die objektive Haltung in der Darstellung aller einzelnen Erscheinungen, an die Zusammenstellung überraschender Kontraste, an den höchst wirkungsvollen Wechsel des Versmaßes und der einzelnen Verslängen, an die malerische Wirkung, welche er einerseits durch Alliteration und Assonanz, andererseits durch trefflich gewählte Kraftwörter, und an noch anderen Stellen durch die lebendig dahinströmende polysyndetische Satzverbindung zu erreichen versteht – und überlassen es dem Leser, alle diese Schönheiten zum Gegenstande seines Nachsinnens oder seines tieferen Studiums zu machen, das jedenfalls dazu dienen wird, das Ganze mit noch wohltuenderer Gesamtempfindung zu umfassen. Die Sprache ist hier so zur Musik geworden, dass die verschiedenen Stimmungen, in welche uns das Gedicht versetzt, unmittelbar in die sprachliche Hülle überfließen.

Endlich dürften noch einige Einzelheiten eine Erläuterung nötig haben: 1) „Den es in Schlafes-Arm beginnt.“ Das Bindezeichen in mehreren Ausgaben hat hier eben so wenig Sinn, wie später in „nach der lieben Heimat-Hütte“. Der Dichter dürfte diese Zeichen schwerlich gesetzt haben. In Schlafes Arm heißt: still ruhend in dem unbeweglich schwebenden Arme; und das andere ist eine poetische Inversion mit Wegfall des Artikels für: nach (der) Hütte der lieben Heimat. – 2) „Mit dem Gürtel, mit dem Schleier“ erinnert zunächst an den Schleier, in welchen verhüllt die Braut im Altertum dem Bräutigam zugeführt wurde; ferner an den Schleier, mit welchem die jungfräuliche Braut auch bei uns geschmückt zu werden pflegt. Endlich sind dem Dichter Gürtel (s. d.) und Schleier wohl nichts Anderes als symbolische Ausdrücke für eine Sitte, welcher zufolge in manchen Gegenden die verheirateten Frauen durch gewisse Abzeichen in der Kleidung von den Jungfrauen sich unterscheiden. – 3) „Weh denen, die dem Ewigblinden des Lichtes Himmelsfackel leihen.“ Des Dichters Weheruf gilt denjenigen, die in Zeiten politischer Aufgeregtheit die Macht des Wortes missbrauchen und dem gedankenlosen Pöbel ein Licht anzünden, für welches dessen blöde Augen nicht geschaffen sind. Wir erinnern dabei an die Figur des Vansen in Göthe’s Egmont. – 4) „Und führen das bekränzte Jahr“ erinnert an eine antike Vorstellung, indem die Griechen den Horen (s. d.) Kränze von Palmblättern als Attribute gaben.

Schließlich erinnern wir daran, daß dieses echt volkstümlich gewordene Gedicht auch andere künstlerische Kräfte in Bewegung gesetzt hat. Die Umrisse zu Schiller’s Lied von der Glocke nebst Andeutungen von Moritz Retzsch (Stuttgart und Augsburg bei Cotta) führen dem Blick eine Reihe von 43 trefflichen Federzeichnungen vor, welche die geistigen Konzeptionen des Dichters in würdiger Weise versinnlichen. Auch die von Andreas Romberg gelieferte Komposition für Gesang mit Orchesterbegleitung hat, wenngleich von den Musikern wenig geschätzt, doch nicht selten den Hörern einen erheblichen Genuss bereitet.


Auf Wunsch von Gyula:

Quellennachweis: Quelle aus meinem alten Schulbuch abgeschrieben, wovon noch einige zerfletterte Reste vorhanden sind, das aber leider keine Deckblätter mehr hat, wo üblicher Weise die Druckerei steht. Eventuell kann man bei dem Verfasser des Gedichtes: Friedrich Schiller mal nachfragen, wer das gedruckt hat. Leider habe ich kein Plan welcher Schulbuch Verlag das vor ca. 50 - 60+ Jahren mal gedruckt hat. (gleichzeitig noch ein paar Schreibfehler beseitigt).
- Editiert von anton am 15.01.2015, 14:44 -
"Behüt mich Gott vor Sturm und Wind und den Deutschen die ausgewandert sind."

Für viele ist nie zu spät, das zu werden, was sie nie werden können.

Fordere von Anderen immer nur das, was dir selbst Total am Arsch vorbei geht.

Jeder soll den Mist ausbaden, den er selbst verzapft hat.

Was gäbe ich für eine Welt ohne Sprücheklopfer und Besserwisser.
Bildung: Noch en Gedicht 15.01.2015, 12:44Gyula
von wem ist der bericht?

müssen keine quellenangaben mehr gemacht werden?
- Editiert von Gyula am 15.01.2015, 13:00 -
Bildung: Noch en Gedicht 15.01.2015, 13:33Pitti
Wenn ich so überlege wie oft ich Schiller Glocke als Strafarbeit schreiben musste, bekomme ich sofort Schmerzen in meiner Schulter...... [gruebel

MfG Pitti :-)
http://pitti.ungarnportal.org/CMS/index.php?page=home&f=1&i=home
Bildung: Noch en Gedicht 15.01.2015, 14:18Hulk
Zitat:
Original von Pitti
Wenn ich so überlege wie oft ich Schiller Glocke als Strafarbeit schreiben musste, bekomme ich sofort Schmerzen in meiner Schulter...... [gruebel

MfG Pitti :-)

Pitti, versuch es mal auch hiermit:
http://www.balaton-service.info/php/phpBoard/showthread.php?id=8763
So wie es aussieht, wurden Schulterschmerzen mit ins Programm aufgenommen.
Anwendungsgebiete der Schwedenkräuter nach Maria Treben

Maria Treben hat sich in Ihrem Leben oftmals Gedanken um die Wirkung der Schwedenkräuter gemacht und verschiedene Anwendungsgebiete für sie gefunden. Hier ein kleiner Auszug der Erkrankungen, die laut Maria Treben gut mit Schwedenkräutern behandelt werden können:

Alkoholverbot, strenges
Altersflecken
Appetitlosigkeit
Armverletzungen
Atemnot
Augenleiden
Ausschläge
Bandwürmer
Bauchspeicheldrüsenerkrankung
Benommenheit
Beulen
Bisse
Blattern
Blutarmut
Bluterguß
Blutreinigung
Blutschwamm
Brand
Brandwunden
Bronchialkatarrh
Brustwarzenentzündung
Cox-Arthrose
Darmblutungen
Darmerkrankung
Darmkrebs
Darmträgheit
Darmverschluß
Deformierungen
Depressionen
Durchblutungsförderung
Durchfall
Eierstockerkrankungen
Eiterherd, im Ohr
Emphyseme
Entzündungen, Vereiterungen
Epilepsie
Epileptische Anfälle
Erbrechen
Erfrierungen
Erkältungen
Erschlaffung des Aftermuskels
Fieber
Fisteln
Flecken
Fleisch, wildes
Fleischvergiftungen
Füße, gefrorene
Gallenanfälle
Gallenbeschwerden
Gastritis
Gebärmuttererkrankungen
Gedächtnis, stärkend
Gehirnhautentzündung
Gehirnverletzungen
Gehörfehler
Gehörleiden durch Verkühlung
Gelbsucht
Gelbsucht, infektiöse
Geschwülste
Gicht
Gliederzittern
Grippe, vorbeugend gegen
Halsentzündung
Hämorrhoiden
Hände, gefrorene
Hautstellen, weiße
Herzasthma
Herzbeschwerden
Heuschnupfen
Hodenerkrankungen
Hornissenstich
Hühneraugen
Hundebisse
Insektenstiche
Juckreiz
Kiefervereiterungen
Knie, steifes
Knieausbuchtungen
Knöchel, verstauchter
Knochenerkrankungen
Kolikanfälle
Kopfschmerzen
Kopfverletzungen
Krämpfe
Kreislaufstörungen
Krustenbildungen
Lähmungen
Leber, geschwollene
Lebererkrankungen
Leukämie
Lungenemphyseme
Lungenentzündungen
Lungenerkrankungen
Lungensucht
Lymphdrüsenerkrankungen
Magenbeschwerden
Magenkrämpfe
Magenleiden
Male
Menstruationsbeschwerden
Metastasen
Mutterschmerzen
Nachgeburt, leichtere
Narben
Nase, Verkrustungen
Nervenerkrankungen
Netzhaut, poröse
Netzhautablösung
Netzhautblutungen
Neurosen
Nierenbeschwerden
Nierenerkrankung, schwache
Nierenkoliken
Nierenschrumpfungen
Ohnmacht
Ohrensausen, Tinnitus
Ohrenschmerzen
Operationswunden, -narben
Parkinson
Pest und Pestgeschwüre
Pocken
Psychosen
Rheuma
Rotlauf
Schlafstörungen
Schleimbeutelentzündungen
Schließmuskelerschlaffung
Schluckbeschwerden
Schmerzen aller Art
Schnittwunden
Schnupfen
SCHULTERSCHMERZEN
Schußverletzungen
Schüttellähmungen
Schwangerschaft
Schwerhörigkeit
Schwindel
Sehkraft, stärkend
Spastische Lähmungen
Sprachstörungen
Star, grauer
Stirnhöhleneiterungen
Stirnhöhlenentzündungen
Stuhlverstopfung
Talgdrüsen
Taubheit
Thrombosen
Trunkenheit
Tumore
Typhus
Übelkeit
Unterleibskrebs
Venenentzündungen
Verdauungsbeschwerden
Verkrampfungen
Verkrüppelungen
Verstopfungen
Wangenfisteln
Warzen
Wassersucht
Weißfluß
Wildes Fleisch
Winde
Wundbrand
Wunden
Wunden, eitrige
Wunden, faulende
Wundmale
Wundschmerzen
Würmer
Zahnschmerzen
Zittern der Glieder
Zuckerkrankheit
Zunge, Blasen
Zysten

Nebenwirkungen der Schwedenkräuter
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Wie immer, wenn es um Medizin geht, können auch bei Schwedenkräutern Nebenwirkungen auftreten. Bekannte Nebenwirkungen sind: Durchfall, Brennen in Wunden, Austrocknung der Haut, aufreißen der Haut, Allergien

Vorsicht beim Einsatz der Schwedenkräuter
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Schwedenkräuter-Tinktur enthält Alkohol. Deswegen bei Kindern mit Bedacht einsetzen. Zudem sollten "trockene" Alkoholiker die Finger davon lassen, da die Gefahr eines Rückfalles in die Alkoholsucht droht!

Unverdünntes Auftragen kann zu Hautreizungen führen.
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Nach der äußerlichen Anwendung sollte man Sonnenbestrahlung oder Solarium meiden, da Verfärbungen der Haut auftreten können.

Es sollte also für jeden hier im Forum , ob Zipperlein oder nicht, ob Krankheit oder nicht etwas dabei sein.
Bildung: Noch en Gedicht 15.01.2015, 17:09Pitti
Danke für Deine Schwedenkräuter, aber dafür trinke ich lieber 10 doppelte Hubertus in der Balaton-Beach-Bar in Gynesdiás und der Basti wird mit jedem Schnaps immer schöner.......Hihi


MfG Pitti [prost
http://pitti.ungarnportal.org/CMS/index.php?page=home&f=1&i=home
Bildung: Noch en Gedicht 15.01.2015, 22:42Gyula
na also ,anton [klatsch
geht doch.
du weisst doch, dass es ziemlich ärger geben kann wenn man ohne quellenangabe etwas veröffentlicht.

ich sage nur guttenberg. der gute hat auch im guten glauben mist gebaut.
wollen doch nicht, dass wir einen user verlieren der so gut kopieren kann. du bist eine bereicherung fürs forum. [cool
Bildung: Noch en Gedicht 16.01.2015, 03:23herbert1
Also ich halte es für nebensächlich bei einem Gedicht
der deutschen Klassik auf "Quellenangaben" zu
bestehen. Es kommt in diesem Fall weniger darauf
an ..wer wann was wo gedruckt hat ...sondern
wer zB das Gedicht geschrieben hat.
F Schiller ...ist zwischenzeitlich (hoffentlich) jedem
als Dichter der deutschen Klassik bekannt.
Wer Schiller für den Erfinder der "Schillerlocken"
hält ...dem ist nicht zu helfen.


Herbert1 (Hans Stein)
Bildung: Noch en Gedicht 16.01.2015, 07:00Gyula
du hast recht,herbert.
quellennachweis woher das gedicht kommt ist nicht nötig. wer kennt das gedicht nicht! ?

aber der rest darunter...der kommt nicht aus seinem schulbuch. und da hätte er die chance gehabt,dass mit quellenangabe zu belegen woher er das hat.
nämlich daher:
http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/lex/G/Glocke.htm
es sei denn ,anton ist jürgen kühnle.

aber so ist er wohl nur ein blender, der sich gerne mit fremden federn schmückt und sogar das gedicht aus seinem schulbuch abschreiben musste. obwohl...auch da sage ich , er hat kopiert.
und er bevor er das löscht,greife ich zu den altbekannten mitteln hier und kopiere seinen beitrag .

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden!...............

..................
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt.
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.

von Friedrich Schiller


Das Lied von der Glocke.

Dieses Lied der Lieder, dieses unübertroffene Meisterwerk der deutschen Lyrik, ist eine Produktion, wie sie kein anderes Volk aufzuweisen hat. Schiller hat sich beinahe zehn Jahre mit dem Gedanken getragen, die Glocke zu einem Gegenstande seiner Poesie zu machen. Schon im Jahre 1788, bei seinem ersten Aufenthalte in Rudolstadt, besuchte er häufig eine außerhalb der Stadt gelegene Glockengießerei, um sich eine Vorstellung von diesem Gewerbe zu verschaffen; aber andere wichtige Arbeiten zogen ihn wieder von seinem Vorhaben ab. Im Jahre 1797 erfasste er den Gedanken auf’s neue und suchte die bereits gewonnenen Anschauungen durch das Studium technischer Werke zu erweitern und zu berichtigen. Dass es ihm diesmal Ernst war, geht aus einem Briefe an Goethe hervor, in dem er sagt, daß ihm sein Glockengießerlied sehr am Herzen liege. Aber wiederum trat ihm ein Hindernis in den Weg, indem er durch Krankheit gestört wurde. Endlich gab ein neuer Aufenthalt in Rudolstadt im Jahre 1799 Veranlassung, die ersten Erinnerungen der dort gewonnenen Eindrücke wieder aufzufrischen, und so entstand dieses herrliche, echt volkstümliche Gedicht, welches mit dem Anfange des neuen Jahrhunderts der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Das Motto: Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango – befindet sich als Umschrift auf der Glocke des Münsters zu Schaffhausen. Es bedeutet: „Ich rufe den Lebenden; ich beklage die Toten; ich breche die Blitze.“ Der letzte Teil bezieht sich auf eine früher weit verbreitete Meinung, dass das Läuten der Glocken vor dem Einschlagen des Blitzes bewahren solle.

Wie der Dichter sich vor der Anfertigung seiner Arbeit mit den technischen Verrichtungen des betreffenden Handwerks bekannt gemacht, so ist dies auch von Seiten seines Lesers notwendig, wenn derselbe das Gedicht vollständig verstehen will. Zunächst wird eine Grube von entsprechender Tiefe gegraben, die sogenannte Dammgrube, welche bestimmt ist, die Glockenform aufzunehmen. Diese selbst besteht aus drei Teilen, dem Kern, der sogenannten Dicke und dem Mantel. 1) Der Kern wird aus Backsteinen gebaut und mit einer Lehmbekleidung überzogen, worauf man dem Ganzen vermittelst einer Schablone, d. h. eines an einer Seite halbglockenförmig zugeschnittenen Brettes, die Form gibt, welche dem inneren Glockenraume entspricht. An der oberen Seite des gemauerten Kerns befindet sich eine Öffnung, die in eine Höhlung führt. Diese wird mit glühenden Kohlen ausgefüllt, um das Austrocknen des Innern zu befördern. Das Trocknen der äußeren Seite, die auf ihrer Oberfläche mit gesiebter Asche bestreut wird, besorgt die Luft. 2) Die Dicke ist eine zweite Lehmhülle. Sie stellt die Metallstärke dar, welche die Glockenwand haben soll, und bekommt ihre Gestalt durch eine zweite Schablone. Diese über den Kern geformte Lehmglocke wird an ihrer Außenseite mit geschmolzenem Talg überzogen und in ähnlicher Weise wie die erste getrocknet. 3) Der Mantel endlich ist eine dritte Lehmhülle, deren Masse durch Eisenringe und Schienen fest zusammengehalten wird und sich von der darin eingeschlossenen Form abheben lässt. Ist dies letztere behutsam geschehen, was besonders durch das Talg erleichtert wird, dann wird die Dicke sorgfältig von dem Kern heruntergeschnitten. Hierauf läßt man den Mantel eben so nieder, wie man ihn vorher abgehoben hat, und erhält auf diese Weise zwischen dem Kern und dem Mantel einen hohlen Raum, der zur Aufnahme des flüssigen Metalls bestimmt ist.

Die so eben geschilderten Arbeiten setzt der Dichter als bereits vollendet voraus; die weiteren Tätigkeiten führt uns das Gedicht selbst vor, und zwar in den zehn Arbeitssprüchen des Meisters, die durch eingerückten Druck besonders hervorgehoben sind. Es sind achtzeilige Strophen in vierfüßigen Trochäen; die vier ersten Verse haben gekreuzte, die vier letzten parallele Reime. Der fünfte und sechste Vers, nur aus zwei und einem halben Trochäus bestehend, machen durch ihre größere Kürze, so wie durch den kräftig abschließenden männlichen Reim den beabsichtigten Eindruck scharf bestimmter Kommandowörter, während die beiden Schlussverse mit ihren milderen weiblichen Reimen zu den Betrachtungen überleiten, die sich an jeden der Arbeitssprüche anschließen. Von diesen Sprüchen des Meisters beziehen sich die fünf ersten auf die Vorarbeiten bis zu dem Beginne des Gusses, die fünf letzten führen uns die Tätigkeit der Arbeitsleute nach erfolgtem Guss vor, bis schließlich die Glocke in ihrer Vollendung erscheint.

Verfolgen wir zunächst die zehn Arbeitssprüche für sich. Der erste (1) deutet auf die gemachten Vorarbeiten hin, denen jetzt der Hauptact folgen soll, bei welchem der Meister in echt deutschem Ernst und frommer Einfachheit teils die Arbeit leitet, teils durch seinen Zuspruch ermuntert und anregt. Dicht neben der Grube (2) haben wir uns den Gießofen zu denken, auf dessen Herde das Metall, und zwar zunächst nur das Kupfer, aufgeschichtet liegt. Durch eine Öffnung, den „Schwalch“ steht der Ofen mit dem Schornsteine in Verbindung, in welchem das Feuer brennt, und zwar so, dass die Flamme nur durch den Schwalch in den Ofen gelangen und so das Metall zum Schmelzen bringen kann. Sobald das Kupfer flüssig geworden, wird das leichter schmelzbare Zinn hinzugesetzt. Das Mischungsverhältnis ist verschieden; gewöhnlich nimmt man auf drei Theile Kupfer einen Theil Zinn. Ist die Mischung (3), die sogenannte Glockenspeise, in Fluss, dann pflegt sich auf der Oberfläche ein weißlicher Schaum zu bilden, in welchem sich unreine Beimischungen absondern. Durch einen Zusatz von Pottasche („Aschensalz“) wird diese Schaumbildung befördert und somit eine bessere Verbindung der Metalle erzielt. Mehrmaliges Abschäumen ist daher notwendig, um das Metall möglichst rein zu erhalten. Nunmehr ist die Aufmerksamkeit auf den Ofen zu lenken (4), an welchem sich die sogenannten Windpfeifen („Pfeifen“), d. h. sechs Zuglöcher, befinden, die sich öffnen und verschließen lassen. Hat das Metall zwölf Stunden in dem Ofen gelegen, so werden die Pfeifen gelb, und es ist Zeit, zum Gusse zu schreiten. Zuvor aber wird ein Stäbchen in das flüssige Metall getaucht. Erscheint dasselbe wie mit Glasur überzogen, so ist dies ein Zeichen, dass das sprödere Kupfer sich mit dem weicheren Zinn gleichförmig vereinigt hat. Vor dem Beginn des Gusses pflegt man dann noch eine Probe zu machen. Es wird eine kleine Quantität Metall in die Höhlung eines warmen Steins gegossen und, nachdem es erkaltet ist, durchgebrochen. Von der Größe der Zacken, welche die Bruchfläche zeigt, hängt es ab, ob der Schmelzungsprozess als beendigt angesehen werden kann. Sind die Zacken zu klein, so muss noch Kupfer, sind die Zacken zu groß, noch Zinn hinzugesetzt werden. Um das Metall in die Form zu lassen, wird nun der Zapfen ausgestoßen, der sich in dem Ofen dem Schornstein gegenüber befindet; oder streng genommen wird er eigentlich eingestoßen, denn er ist kegelförmig gestaltet und mit der breiten Seite nach innen gerichtet. Da er aus Stein besteht, also leichter als das Metall ist, so steigt er nach dem Einstoßen in der flüssigen Masse empor und schwimmt auf der Oberfläche derselben. Aus dem Zapfenloch strömt das Metall zunächst in eine henkelförmig gebogene Rinne und von dieser in das in der Erde befindliche Gehäuse oder „Haus“, wie der Dichter die Glockenform bezeichnet.

Mit diesem Hauptakt der Arbeit tritt ein Wendepunkt ein. Die Form (6) ist gefüllt; jetzt gilt es, abzuwarten, ob die Arbeit gelungen sein wird. Die Ausdrücke der Besorgnis:


„Wenn der Guss misslang?
Wenn die Form zersprang?“

dürften wohl passender mit einem Ausrufungszeichen versehen werden. Nach der schweren Arbeit tritt (7) natürlich die Ruhe ein, die die Arbeiter auch wirklich als solche genießen können, während der Meister auch diese Zeit mit vorbereitenden Arbeiten für die weiteren Verrichtungen ausfüllen muss. Nach erfolgter Abkühlung (8) beginnt die Ablösung des früher „Haus“, jetzt „Gebäude“ genannten Mantels, so daß die Glocke (9) nach und nach zum Vorschein kommt, vor den Augen der Zuschauer ersteht, welche nun die Zierathen an ihrer Außenfläche bewundern können. So gleichsam aus der Gruft (10) emporgestiegen, wird sie nun in die Luft, „das Reich des Klanges“, emporgezogen, um dem Zwecke ihrer eigentlichen Bestimmung zu dienen.

Die von dem Meister an die einzelnen technischen Verrichtungen angeknüpften Betrachtungen, „die guten Reden“, welche die Arbeit begleiten, zerfallen in neun Hauptabschnitte, welche zwischen die zehn Arbeitssprüche eingefügt sind. Jede derselben schließt sich nicht nur an den vorangegangenen Spruch, sondern auch an die vorige Betrachtung an, so wie sie auch auf das später Folgende vorausdeutend hinweist.

Die erste Betrachtung ist als Einleitung anzusehen. Sie deutet den Plan des Gedichtes an, dessen Absicht es ist, den vorgeführten Arbeiten der menschlichen Hand durch die angeknüpften Betrachtungen eine höhere Weihe zu erteilen. Die Diktion hält sich, nach Viehoff’s treffender Bemerkung, hier absichtlich in fast mittelalterlicher Einfachheit, um erst später einen allmählich höheren Schwung anzunehmen. – Die zweite Betrachtung bildet den Übergang, indem sie das Thema des Ganzen näher bezeichnet, auf die Bestimmung und Bedeutung der Glocke aufmerksam macht. Wir haben zu erwarten, daß die wichtigsten Erscheinungen des menschlichen Lebens an uns vorüberziehen werden; die Glocke soll uns verkünden, was dem Menschen auf Erden begegnet. – Der Dichter beginnt (3) mit der Schilderung der Kindheit, und zwar, da Alles an die Klänge der Glocke angeknüpft werden soll, mit dem Tauftage, worauf er, an dem Knaben- und Mädchenalter rasch vorübergehend, mit besonderer Wärme bei dem Aufkeimen der ersten Liebe, als der Grundlage des Familienlebens, verweilt, welchem die erste Hälfte des Gedichtes gewidmet ist. – Demnächst ladet die Glocke (4) zur Hochzeitfeier ein, mit welcher die poetische Stimmung des ersten Liebesglückes abschließt, um den Konkreteren Erscheinungen des Familienlebens Platz zu machen. Der Mann hat nun den Kampf mit den oft feindlichen Lebensverhältnissen aufzunehmen, während die Hausfrau in stets sich steigernder Geschäftigkeit das von dem Manne Erworbene zu erhalten bemüht ist. Aber das Glück ist unbeständig und wird uns da oft am leichtesten untreu, wo wir ihm am meisten vertrauen. – Ein unvorhergesehenes Schicksal, eine Feuersbrunst, (5) raubt dem auf seine Arbeit stolzen Manne die ganze Habe, und das Überzählen der Seinen lässt sogar noch Schlimmeres ahnen. Denn die Glocke hat auch eine feierlich ernste Bestimmung (6), sie gibt auch dem Abgeschiedenen das letzte Geleit. Mit dem Tode der Gattin sind die Bande des Familienlebens gelöst, und wie bei dem sechsten Arbeitsspruche ein Wendepunkt in den äußeren Verrichtungen eintrat, so wendet sich der Dichter jetzt (7) der geselligen Gemeinschaft zu, wie sie sich innerhalb des Staatsverbandes gestaltet. Gerade in der Ruhe des Feierabends stellen sich uns die Segnungen, die wir dem gesellschaftlichen Zustande zu verdanken haben, am schönsten dar. Durch eine „heilige Ordnung“ sind Sprach- und Stammgenossen auf’s innigste an einander gebunden, und der lebendige Wechselverkehr zwischen den verschiedensten Kräften ist im Stande, die allgemeine Wohlfahrt mächtig zu fördern. – Aber auch dieses gesellige Glück (8) ruht nicht auf unerschütterlichen Stützen. Unzufriedenheit auf der einen und stolze Überhebung auf der andern Seite können auch diese Bande sprengen, der Aufruhr der Städte verwüsten, die Revolution einen Staat an den Rand des Abgrundes führen. Gottesfurcht allein ist im Stande, die Eintracht zu sichern. In dieser erhöhten Gemütsstimmung wird die Schlussbetrachtung des Meisters (9) zur Anrede, welcher seine Umgebung jetzt, wie beim Eingange seiner Betrachtungen, an einer Taufhandlung Teil nehmen lässt. Mit dem Namen Concordia wird die regelmäßige und bleibende Bestimmung der Glocke bezeichnet. In der gemeinsamen Andacht erheben wir uns über die wandelbaren Verhältnisse alles Irdischen zu dem, was allein einen unvergänglichen Werth hat.

Eine vollständige Darlegung des ganzen Reichtums von Schönheiten, welchen dieses herrliche Gedicht darbietet, würde eine umfangreiche Arbeit geben. Wir erinnern nur an den wundervollen Wechsel von Ausdrücken, mit welchen der Dichter das verschiedenartige Ertönen der Glocke bezeichnet, an die objektive Haltung in der Darstellung aller einzelnen Erscheinungen, an die Zusammenstellung überraschender Kontraste, an den höchst wirkungsvollen Wechsel des Versmaßes und der einzelnen Verslängen, an die malerische Wirkung, welche er einerseits durch Alliteration und Assonanz, andererseits durch trefflich gewählte Kraftwörter, und an noch anderen Stellen durch die lebendig dahinströmende polysyndetische Satzverbindung zu erreichen versteht – und überlassen es dem Leser, alle diese Schönheiten zum Gegenstande seines Nachsinnens oder seines tieferen Studiums zu machen, das jedenfalls dazu dienen wird, das Ganze mit noch wohltuenderer Gesamtempfindung zu umfassen. Die Sprache ist hier so zur Musik geworden, dass die verschiedenen Stimmungen, in welche uns das Gedicht versetzt, unmittelbar in die sprachliche Hülle überfließen.

Endlich dürften noch einige Einzelheiten eine Erläuterung nötig haben: 1) „Den es in Schlafes-Arm beginnt.“ Das Bindezeichen in mehreren Ausgaben hat hier eben so wenig Sinn, wie später in „nach der lieben Heimat-Hütte“. Der Dichter dürfte diese Zeichen schwerlich gesetzt haben. In Schlafes Arm heißt: still ruhend in dem unbeweglich schwebenden Arme; und das andere ist eine poetische Inversion mit Wegfall des Artikels für: nach (der) Hütte der lieben Heimat. – 2) „Mit dem Gürtel, mit dem Schleier“ erinnert zunächst an den Schleier, in welchen verhüllt die Braut im Altertum dem Bräutigam zugeführt wurde; ferner an den Schleier, mit welchem die jungfräuliche Braut auch bei uns geschmückt zu werden pflegt. Endlich sind dem Dichter Gürtel (s. d.) und Schleier wohl nichts Anderes als symbolische Ausdrücke für eine Sitte, welcher zufolge in manchen Gegenden die verheirateten Frauen durch gewisse Abzeichen in der Kleidung von den Jungfrauen sich unterscheiden. – 3) „Weh denen, die dem Ewigblinden des Lichtes Himmelsfackel leihen.“ Des Dichters Weheruf gilt denjenigen, die in Zeiten politischer Aufgeregtheit die Macht des Wortes missbrauchen und dem gedankenlosen Pöbel ein Licht anzünden, für welches dessen blöde Augen nicht geschaffen sind. Wir erinnern dabei an die Figur des Vansen in Göthe’s Egmont. – 4) „Und führen das bekränzte Jahr“ erinnert an eine antike Vorstellung, indem die Griechen den Horen (s. d.) Kränze von Palmblättern als Attribute gaben.

Schließlich erinnern wir daran, daß dieses echt volkstümlich gewordene Gedicht auch andere künstlerische Kräfte in Bewegung gesetzt hat. Die Umrisse zu Schiller’s Lied von der Glocke nebst Andeutungen von Moritz Retzsch (Stuttgart und Augsburg bei Cotta) führen dem Blick eine Reihe von 43 trefflichen Federzeichnungen vor, welche die geistigen Konzeptionen des Dichters in würdiger Weise versinnlichen. Auch die von Andreas Romberg gelieferte Komposition für Gesang mit Orchesterbegleitung hat, wenngleich von den Musikern wenig geschätzt, doch nicht selten den Hörern einen erheblichen Genuss bereitet.


Auf Wunsch von Gyula:

Quellennachweis: Quelle aus meinem alten Schulbuch abgeschrieben, wovon noch einige zerfletterte Reste vorhanden sind, das aber leider keine Deckblätter mehr hat, wo üblicher Weise die Druckerei steht. Eventuell kann man bei dem Verfasser des Gedichtes: Friedrich Schiller mal nachfragen, wer das gedruckt hat. Leider habe ich kein Plan welcher Schulbuch Verlag das vor ca. 50 - 60+ Jahren mal gedruckt hat. (gleichzeitig noch ein paar Schreibfehler beseitigt).
- Editiert von anton am 15.01.2015, 14:44 -
Und ob [lach
Bildung: Noch en Gedicht 16.01.2015, 09:33Hulk
Zitat:
Original von Gyula
du hast recht,herbert.
quellennachweis woher das gedicht kommt ist nicht nötig. wer kennt das gedicht nicht! ?

aber der rest darunter...der kommt nicht aus seinem schulbuch. und da hätte er die chance gehabt,dass mit quellenangabe zu belegen woher er das hat.
nämlich daher:
http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/lex/G/Glocke.htm
es sei denn ,anton ist jürgen kühnle.

aber so ist er wohl nur ein blender, der sich gerne mit fremden federn schmückt und sogar das gedicht aus seinem schulbuch abschreiben musste. obwohl...auch da sage ich , er hat kopiert.
und er bevor er das löscht,greife ich zu den altbekannten mitteln hier und kopiere seinen beitrag .

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden!...............

..................
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt.
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.

von Friedrich Schiller


Das Lied von der Glocke.

Dieses Lied der Lieder, dieses unübertroffene Meisterwerk der deutschen Lyrik, ist eine Produktion, wie sie kein anderes Volk aufzuweisen hat. Schiller hat sich beinahe zehn Jahre mit dem Gedanken getragen, die Glocke zu einem Gegenstande seiner Poesie zu machen. Schon im Jahre 1788, bei seinem ersten Aufenthalte in Rudolstadt, besuchte er häufig eine außerhalb der Stadt gelegene Glockengießerei, um sich eine Vorstellung von diesem Gewerbe zu verschaffen; aber andere wichtige Arbeiten zogen ihn wieder von seinem Vorhaben ab. Im Jahre 1797 erfasste er den Gedanken auf’s neue und suchte die bereits gewonnenen Anschauungen durch das Studium technischer Werke zu erweitern und zu berichtigen. Dass es ihm diesmal Ernst war, geht aus einem Briefe an Goethe hervor, in dem er sagt, daß ihm sein Glockengießerlied sehr am Herzen liege. Aber wiederum trat ihm ein Hindernis in den Weg, indem er durch Krankheit gestört wurde. Endlich gab ein neuer Aufenthalt in Rudolstadt im Jahre 1799 Veranlassung, die ersten Erinnerungen der dort gewonnenen Eindrücke wieder aufzufrischen, und so entstand dieses herrliche, echt volkstümliche Gedicht, welches mit dem Anfange des neuen Jahrhunderts der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Das Motto: Vivos voco. Mortuos plango. Fulgura frango – befindet sich als Umschrift auf der Glocke des Münsters zu Schaffhausen. Es bedeutet: „Ich rufe den Lebenden; ich beklage die Toten; ich breche die Blitze.“ Der letzte Teil bezieht sich auf eine früher weit verbreitete Meinung, dass das Läuten der Glocken vor dem Einschlagen des Blitzes bewahren solle.

Wie der Dichter sich vor der Anfertigung seiner Arbeit mit den technischen Verrichtungen des betreffenden Handwerks bekannt gemacht, so ist dies auch von Seiten seines Lesers notwendig, wenn derselbe das Gedicht vollständig verstehen will. Zunächst wird eine Grube von entsprechender Tiefe gegraben, die sogenannte Dammgrube, welche bestimmt ist, die Glockenform aufzunehmen. Diese selbst besteht aus drei Teilen, dem Kern, der sogenannten Dicke und dem Mantel. 1) Der Kern wird aus Backsteinen gebaut und mit einer Lehmbekleidung überzogen, worauf man dem Ganzen vermittelst einer Schablone, d. h. eines an einer Seite halbglockenförmig zugeschnittenen Brettes, die Form gibt, welche dem inneren Glockenraume entspricht. An der oberen Seite des gemauerten Kerns befindet sich eine Öffnung, die in eine Höhlung führt. Diese wird mit glühenden Kohlen ausgefüllt, um das Austrocknen des Innern zu befördern. Das Trocknen der äußeren Seite, die auf ihrer Oberfläche mit gesiebter Asche bestreut wird, besorgt die Luft. 2) Die Dicke ist eine zweite Lehmhülle. Sie stellt die Metallstärke dar, welche die Glockenwand haben soll, und bekommt ihre Gestalt durch eine zweite Schablone. Diese über den Kern geformte Lehmglocke wird an ihrer Außenseite mit geschmolzenem Talg überzogen und in ähnlicher Weise wie die erste getrocknet. 3) Der Mantel endlich ist eine dritte Lehmhülle, deren Masse durch Eisenringe und Schienen fest zusammengehalten wird und sich von der darin eingeschlossenen Form abheben lässt. Ist dies letztere behutsam geschehen, was besonders durch das Talg erleichtert wird, dann wird die Dicke sorgfältig von dem Kern heruntergeschnitten. Hierauf läßt man den Mantel eben so nieder, wie man ihn vorher abgehoben hat, und erhält auf diese Weise zwischen dem Kern und dem Mantel einen hohlen Raum, der zur Aufnahme des flüssigen Metalls bestimmt ist.

Die so eben geschilderten Arbeiten setzt der Dichter als bereits vollendet voraus; die weiteren Tätigkeiten führt uns das Gedicht selbst vor, und zwar in den zehn Arbeitssprüchen des Meisters, die durch eingerückten Druck besonders hervorgehoben sind. Es sind achtzeilige Strophen in vierfüßigen Trochäen; die vier ersten Verse haben gekreuzte, die vier letzten parallele Reime. Der fünfte und sechste Vers, nur aus zwei und einem halben Trochäus bestehend, machen durch ihre größere Kürze, so wie durch den kräftig abschließenden männlichen Reim den beabsichtigten Eindruck scharf bestimmter Kommandowörter, während die beiden Schlussverse mit ihren milderen weiblichen Reimen zu den Betrachtungen überleiten, die sich an jeden der Arbeitssprüche anschließen. Von diesen Sprüchen des Meisters beziehen sich die fünf ersten auf die Vorarbeiten bis zu dem Beginne des Gusses, die fünf letzten führen uns die Tätigkeit der Arbeitsleute nach erfolgtem Guss vor, bis schließlich die Glocke in ihrer Vollendung erscheint.

Verfolgen wir zunächst die zehn Arbeitssprüche für sich. Der erste (1) deutet auf die gemachten Vorarbeiten hin, denen jetzt der Hauptact folgen soll, bei welchem der Meister in echt deutschem Ernst und frommer Einfachheit teils die Arbeit leitet, teils durch seinen Zuspruch ermuntert und anregt. Dicht neben der Grube (2) haben wir uns den Gießofen zu denken, auf dessen Herde das Metall, und zwar zunächst nur das Kupfer, aufgeschichtet liegt. Durch eine Öffnung, den „Schwalch“ steht der Ofen mit dem Schornsteine in Verbindung, in welchem das Feuer brennt, und zwar so, dass die Flamme nur durch den Schwalch in den Ofen gelangen und so das Metall zum Schmelzen bringen kann. Sobald das Kupfer flüssig geworden, wird das leichter schmelzbare Zinn hinzugesetzt. Das Mischungsverhältnis ist verschieden; gewöhnlich nimmt man auf drei Theile Kupfer einen Theil Zinn. Ist die Mischung (3), die sogenannte Glockenspeise, in Fluss, dann pflegt sich auf der Oberfläche ein weißlicher Schaum zu bilden, in welchem sich unreine Beimischungen absondern. Durch einen Zusatz von Pottasche („Aschensalz“) wird diese Schaumbildung befördert und somit eine bessere Verbindung der Metalle erzielt. Mehrmaliges Abschäumen ist daher notwendig, um das Metall möglichst rein zu erhalten. Nunmehr ist die Aufmerksamkeit auf den Ofen zu lenken (4), an welchem sich die sogenannten Windpfeifen („Pfeifen“), d. h. sechs Zuglöcher, befinden, die sich öffnen und verschließen lassen. Hat das Metall zwölf Stunden in dem Ofen gelegen, so werden die Pfeifen gelb, und es ist Zeit, zum Gusse zu schreiten. Zuvor aber wird ein Stäbchen in das flüssige Metall getaucht. Erscheint dasselbe wie mit Glasur überzogen, so ist dies ein Zeichen, dass das sprödere Kupfer sich mit dem weicheren Zinn gleichförmig vereinigt hat. Vor dem Beginn des Gusses pflegt man dann noch eine Probe zu machen. Es wird eine kleine Quantität Metall in die Höhlung eines warmen Steins gegossen und, nachdem es erkaltet ist, durchgebrochen. Von der Größe der Zacken, welche die Bruchfläche zeigt, hängt es ab, ob der Schmelzungsprozess als beendigt angesehen werden kann. Sind die Zacken zu klein, so muss noch Kupfer, sind die Zacken zu groß, noch Zinn hinzugesetzt werden. Um das Metall in die Form zu lassen, wird nun der Zapfen ausgestoßen, der sich in dem Ofen dem Schornstein gegenüber befindet; oder streng genommen wird er eigentlich eingestoßen, denn er ist kegelförmig gestaltet und mit der breiten Seite nach innen gerichtet. Da er aus Stein besteht, also leichter als das Metall ist, so steigt er nach dem Einstoßen in der flüssigen Masse empor und schwimmt auf der Oberfläche derselben. Aus dem Zapfenloch strömt das Metall zunächst in eine henkelförmig gebogene Rinne und von dieser in das in der Erde befindliche Gehäuse oder „Haus“, wie der Dichter die Glockenform bezeichnet.

Mit diesem Hauptakt der Arbeit tritt ein Wendepunkt ein. Die Form (6) ist gefüllt; jetzt gilt es, abzuwarten, ob die Arbeit gelungen sein wird. Die Ausdrücke der Besorgnis:


„Wenn der Guss misslang?
Wenn die Form zersprang?“

dürften wohl passender mit einem Ausrufungszeichen versehen werden. Nach der schweren Arbeit tritt (7) natürlich die Ruhe ein, die die Arbeiter auch wirklich als solche genießen können, während der Meister auch diese Zeit mit vorbereitenden Arbeiten für die weiteren Verrichtungen ausfüllen muss. Nach erfolgter Abkühlung (8) beginnt die Ablösung des früher „Haus“, jetzt „Gebäude“ genannten Mantels, so daß die Glocke (9) nach und nach zum Vorschein kommt, vor den Augen der Zuschauer ersteht, welche nun die Zierathen an ihrer Außenfläche bewundern können. So gleichsam aus der Gruft (10) emporgestiegen, wird sie nun in die Luft, „das Reich des Klanges“, emporgezogen, um dem Zwecke ihrer eigentlichen Bestimmung zu dienen.

Die von dem Meister an die einzelnen technischen Verrichtungen angeknüpften Betrachtungen, „die guten Reden“, welche die Arbeit begleiten, zerfallen in neun Hauptabschnitte, welche zwischen die zehn Arbeitssprüche eingefügt sind. Jede derselben schließt sich nicht nur an den vorangegangenen Spruch, sondern auch an die vorige Betrachtung an, so wie sie auch auf das später Folgende vorausdeutend hinweist.

Die erste Betrachtung ist als Einleitung anzusehen. Sie deutet den Plan des Gedichtes an, dessen Absicht es ist, den vorgeführten Arbeiten der menschlichen Hand durch die angeknüpften Betrachtungen eine höhere Weihe zu erteilen. Die Diktion hält sich, nach Viehoff’s treffender Bemerkung, hier absichtlich in fast mittelalterlicher Einfachheit, um erst später einen allmählich höheren Schwung anzunehmen. – Die zweite Betrachtung bildet den Übergang, indem sie das Thema des Ganzen näher bezeichnet, auf die Bestimmung und Bedeutung der Glocke aufmerksam macht. Wir haben zu erwarten, daß die wichtigsten Erscheinungen des menschlichen Lebens an uns vorüberziehen werden; die Glocke soll uns verkünden, was dem Menschen auf Erden begegnet. – Der Dichter beginnt (3) mit der Schilderung der Kindheit, und zwar, da Alles an die Klänge der Glocke angeknüpft werden soll, mit dem Tauftage, worauf er, an dem Knaben- und Mädchenalter rasch vorübergehend, mit besonderer Wärme bei dem Aufkeimen der ersten Liebe, als der Grundlage des Familienlebens, verweilt, welchem die erste Hälfte des Gedichtes gewidmet ist. – Demnächst ladet die Glocke (4) zur Hochzeitfeier ein, mit welcher die poetische Stimmung des ersten Liebesglückes abschließt, um den Konkreteren Erscheinungen des Familienlebens Platz zu machen. Der Mann hat nun den Kampf mit den oft feindlichen Lebensverhältnissen aufzunehmen, während die Hausfrau in stets sich steigernder Geschäftigkeit das von dem Manne Erworbene zu erhalten bemüht ist. Aber das Glück ist unbeständig und wird uns da oft am leichtesten untreu, wo wir ihm am meisten vertrauen. – Ein unvorhergesehenes Schicksal, eine Feuersbrunst, (5) raubt dem auf seine Arbeit stolzen Manne die ganze Habe, und das Überzählen der Seinen lässt sogar noch Schlimmeres ahnen. Denn die Glocke hat auch eine feierlich ernste Bestimmung (6), sie gibt auch dem Abgeschiedenen das letzte Geleit. Mit dem Tode der Gattin sind die Bande des Familienlebens gelöst, und wie bei dem sechsten Arbeitsspruche ein Wendepunkt in den äußeren Verrichtungen eintrat, so wendet sich der Dichter jetzt (7) der geselligen Gemeinschaft zu, wie sie sich innerhalb des Staatsverbandes gestaltet. Gerade in der Ruhe des Feierabends stellen sich uns die Segnungen, die wir dem gesellschaftlichen Zustande zu verdanken haben, am schönsten dar. Durch eine „heilige Ordnung“ sind Sprach- und Stammgenossen auf’s innigste an einander gebunden, und der lebendige Wechselverkehr zwischen den verschiedensten Kräften ist im Stande, die allgemeine Wohlfahrt mächtig zu fördern. – Aber auch dieses gesellige Glück (8) ruht nicht auf unerschütterlichen Stützen. Unzufriedenheit auf der einen und stolze Überhebung auf der andern Seite können auch diese Bande sprengen, der Aufruhr der Städte verwüsten, die Revolution einen Staat an den Rand des Abgrundes führen. Gottesfurcht allein ist im Stande, die Eintracht zu sichern. In dieser erhöhten Gemütsstimmung wird die Schlussbetrachtung des Meisters (9) zur Anrede, welcher seine Umgebung jetzt, wie beim Eingange seiner Betrachtungen, an einer Taufhandlung Teil nehmen lässt. Mit dem Namen Concordia wird die regelmäßige und bleibende Bestimmung der Glocke bezeichnet. In der gemeinsamen Andacht erheben wir uns über die wandelbaren Verhältnisse alles Irdischen zu dem, was allein einen unvergänglichen Werth hat.

Eine vollständige Darlegung des ganzen Reichtums von Schönheiten, welchen dieses herrliche Gedicht darbietet, würde eine umfangreiche Arbeit geben. Wir erinnern nur an den wundervollen Wechsel von Ausdrücken, mit welchen der Dichter das verschiedenartige Ertönen der Glocke bezeichnet, an die objektive Haltung in der Darstellung aller einzelnen Erscheinungen, an die Zusammenstellung überraschender Kontraste, an den höchst wirkungsvollen Wechsel des Versmaßes und der einzelnen Verslängen, an die malerische Wirkung, welche er einerseits durch Alliteration und Assonanz, andererseits durch trefflich gewählte Kraftwörter, und an noch anderen Stellen durch die lebendig dahinströmende polysyndetische Satzverbindung zu erreichen versteht – und überlassen es dem Leser, alle diese Schönheiten zum Gegenstande seines Nachsinnens oder seines tieferen Studiums zu machen, das jedenfalls dazu dienen wird, das Ganze mit noch wohltuenderer Gesamtempfindung zu umfassen. Die Sprache ist hier so zur Musik geworden, dass die verschiedenen Stimmungen, in welche uns das Gedicht versetzt, unmittelbar in die sprachliche Hülle überfließen.

Endlich dürften noch einige Einzelheiten eine Erläuterung nötig haben: 1) „Den es in Schlafes-Arm beginnt.“ Das Bindezeichen in mehreren Ausgaben hat hier eben so wenig Sinn, wie später in „nach der lieben Heimat-Hütte“. Der Dichter dürfte diese Zeichen schwerlich gesetzt haben. In Schlafes Arm heißt: still ruhend in dem unbeweglich schwebenden Arme; und das andere ist eine poetische Inversion mit Wegfall des Artikels für: nach (der) Hütte der lieben Heimat. – 2) „Mit dem Gürtel, mit dem Schleier“ erinnert zunächst an den Schleier, in welchen verhüllt die Braut im Altertum dem Bräutigam zugeführt wurde; ferner an den Schleier, mit welchem die jungfräuliche Braut auch bei uns geschmückt zu werden pflegt. Endlich sind dem Dichter Gürtel (s. d.) und Schleier wohl nichts Anderes als symbolische Ausdrücke für eine Sitte, welcher zufolge in manchen Gegenden die verheirateten Frauen durch gewisse Abzeichen in der Kleidung von den Jungfrauen sich unterscheiden. – 3) „Weh denen, die dem Ewigblinden des Lichtes Himmelsfackel leihen.“ Des Dichters Weheruf gilt denjenigen, die in Zeiten politischer Aufgeregtheit die Macht des Wortes missbrauchen und dem gedankenlosen Pöbel ein Licht anzünden, für welches dessen blöde Augen nicht geschaffen sind. Wir erinnern dabei an die Figur des Vansen in Göthe’s Egmont. – 4) „Und führen das bekränzte Jahr“ erinnert an eine antike Vorstellung, indem die Griechen den Horen (s. d.) Kränze von Palmblättern als Attribute gaben.

Schließlich erinnern wir daran, daß dieses echt volkstümlich gewordene Gedicht auch andere künstlerische Kräfte in Bewegung gesetzt hat. Die Umrisse zu Schiller’s Lied von der Glocke nebst Andeutungen von Moritz Retzsch (Stuttgart und Augsburg bei Cotta) führen dem Blick eine Reihe von 43 trefflichen Federzeichnungen vor, welche die geistigen Konzeptionen des Dichters in würdiger Weise versinnlichen. Auch die von Andreas Romberg gelieferte Komposition für Gesang mit Orchesterbegleitung hat, wenngleich von den Musikern wenig geschätzt, doch nicht selten den Hörern einen erheblichen Genuss bereitet.


Auf Wunsch von Gyula:

Quellennachweis: Quelle aus meinem alten Schulbuch abgeschrieben, wovon noch einige zerfletterte Reste vorhanden sind, das aber leider keine Deckblätter mehr hat, wo üblicher Weise die Druckerei steht. Eventuell kann man bei dem Verfasser des Gedichtes: Friedrich Schiller mal nachfragen, wer das gedruckt hat. Leider habe ich kein Plan welcher Schulbuch Verlag das vor ca. 50 - 60+ Jahren mal gedruckt hat. (gleichzeitig noch ein paar Schreibfehler beseitigt).
- Editiert von anton am 15.01.2015, 14:44 -
Und ob [lach


Hallo Gyula,
ich finde es richtig von dir gewisse Postings als Zitate komplett einzufügen. Leider wurden ja in der Vergangenheit durch Johannes z.B. viele seiner Beiträge gelöscht von ihm und dann war bei vielen Antworten kein Bezug mehr herzustellen. Ich befürworte ganz klar dein diesbezügliches Handeln.
Liebe Grüße
Hulk
Bildung: Noch en Gedicht 16.01.2015, 09:42Gyula
ich wusste, dass ich in deinem sinne handel,hulk.
schade, dass du das anscheinend gut findest, dass anton einfach fremde worte sein eigen nennt. nur aus diesem grund habe ich zitiert.
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