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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / Sehenswertes, Kultur, Kneipenführer / K u l t u r / Der legendäre Reporter als Fotograf
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piccolino
icon01.gif Der legendäre Reporter als Fotograf - 25.02.2008, 19:03:05

816 Posts - Einbürgerungswilliger
leben u. leben lassen
Ryszard Kapuscinski: Der legendäre Reporter als Fotograf
Von Krystyna Steffens
Montag, 25. Februar 2008
Der letzte Zeuge

,,Ich bin der letzte Zeuge des Prozesses der Entkolonialisierung, der letzte, der die Entwicklung des neuen Afrika von Anfang an verfolgt hat. Alte Kollegen aus der Zeit der Befreiungskämpfe sind entweder getötet worden oder haben den Beruf, zumindest die Sparte, gewechselt.“ Das sagte Ryszard Kapuscinski vor Jahren in einem Interview. Vor einem Jahr ist auch er gestorben; aus diesem Anlass zeigt das Polnische Kulturinstitut auf der Andrássy út jetzt eine Ausstellung seiner Werke.


Kapuscinskis Reportagen wurden in Polen schon gedruckt, als er noch ins Gymnasium ging. Später kamen seine Weltreisen und die Berichte über Kriege, Aufstände und Revolutionen in Asien und Afrika. Bereits die Reportagen über den Bürgerkrieg im Kongo 1958 machten ihn weltberühmt. Er schrieb anspruchsvolle Bücher, die über den Tag hinaus wirken, ob nun über den ,,Fußballkrieg“ zwischen Honduras und El Salvador oder über den ,,Schah-in-Schah“ des Iran. Zuletzt erschien bei Piper sein Lebensrückblick ,,Meine Reisen mit Herodot“.

Heute liest man viel über Chinas rasante Entwicklung. Aus Afrika dagegen kommen immer nur die gleichen bedrückenden Nachrichten, die man mit Mühe verstehen will, es aber doch nicht schafft. Ryszard Kapuscinski schrieb über diesen Kontinent viele Jahrzehnte lang und half, ihn zu verstehen.

Das Polnische Kulturinstitut in Budapest zeigt nun eine neue Seite des legendären Reporters: Kapuscinski als begabter Fotograf. Die Ausstellung heißt im Polnischen ,,Leute, die ich unterwegs getroffen habe“, auf Ungarisch dagegen ,,Begegnung mit einem Unbekannten“. Die Ausstellung präsentiert Fotos aus Afrika – teils schwarz-weiße, die besser die Stimmung wiedergeben, teils bunte, dynamische. Die Fotografien sind keine Illustrationen zu seinen Büchern, sie stehen für sich selbst als künstlerisches Objekt. Sie sind auch nicht betitelt. Kapuscinski wollte keine Kommentare zu seinen Werken.

Er hatte oft mit Menschen und Kulturen zu tun, die glaubten, dass das Fotografieren böse Krankheiten und anderes Unglück verursachen könne. Deswegen war der Kontakt sehr wichtig, das Vertrauen zwischen ihm und seinem gegenüber. ,,Afrika, das ist ein Kontinent, wo die Menschen sehr arm sind, aber sie sind voller Würde“ pflegte Kapuscinski zu sagen.



Verständnis

Diese Würde kann man auf seinen Bildern entdecken. Dabei spielen die Augen eine wichtige Rolle – die Menschen auf seinen Fotografien fangen an, mit dem Betrachter zu reden und Botschaften zu vermitteln. Viele Fotos zeigen Kinder in Afrika, kleine Soldaten, die zu früh in die Welt der Erwachsenen eingeführt wurden. Kinder, die zwar für die Sekunde des Blitzlichtes ein Lächeln aufsetzen, die aber schon getötet haben.

,,Wissen Sie, was Afrika am meisten verändert hat?“ fragte Kapuscinski einmal Izabela Wojciechowska, die Kuratorin der Ausstellung. – ,,Medikamente, Bildung...?“ versuchte sie zu erraten. – ,,Kunststoffbehälter für Wasser“, sagte Kapuscinski. Er hat Afrika verstanden, und genau hier liegt seine Stärke. Er ist kein Gesellschaftskritiker, er ist ein Sammler: ein Sammler von Bildern, Eindrücken und Begegnungen.


Quelle:http://www.budapester-zeitung.de/index.php?option=com_content&task=view&id
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