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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / A k t u e l l e s / Was man gerade erfahren hatt / Finanzkrise: Wer hat Schuld?
In diesem Thread befinden sich 2 Posts.
Blasius
icon01.gif Finanzkrise: Wer hat Schuld? - 05.11.2008, 17:45:53

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Finanzkrise: Wer hat Schuld?
Mittwoch, 5. November 2008

Habermas macht Politik für Finanzkrise verantwortlich.

Die Schuld an der weltweiten Finanzkrise trifft nach Ansicht von Jürgen Habermas, einem der einflussreichsten Philosophen der Gegenwart, nicht Spekulanten und Manager, sondern die Politik. Der ZEIT sagte er, es sei "Heuchelei", dass jetzt mit dem Finger auf "Sündenböcke" gezeigt werde. Versagt hätten in erster Linie die Politiker: "Auch die Spekulanten haben sich im Rahmen der Gesetze konsequent nach der gesellschaftlich anerkannten Logik der Gewinnmaximierung verhalten. Die Politik macht sich lächerlich, wenn sie moralisiert, statt sich auf das Zwangsrecht des demokratischen Gesetzgebers zu stützen. Sie und nicht der Kapitalismus ist für die Gemeinwohlorientierung zuständig."

Habermas beklagte die sozialen Folgen des ökonomischen "Systemsversagens". Es sei eine "himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit", dass nun die "verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten" getroffen würden. "Nun wird die Masse derer, die ohnehin nicht zu den Globalisierungsgewinnern gehören, für die realwirtschaftlichen Folgen einer vorhersehbaren Funktionsstörung des Finanzsystems noch einmal zur Kasse gebeten ... Auch im globalen Maßstab vollzieht sich dieses strafende Schicksal an den ökonomisch schwächsten Ländern."

Der Kollaps der Finanzmärkte, sagte Habermas weiter, habe die "letzten neoliberalen Sprechblasen" zerplatzen lassen: "Ich hoffe, dass die neoliberale Agenda nicht mehr für bare Münze genommen, sondern zur Disposition gestellt wird. Das ganze Programm einer hemmungslosen Unterwerfung der Lebenswelt unter Imperative des Marktes muss auf den Prüfstand."

Habermas kritisierte im Gespräch mit der ZEIT auch eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Es sei von "abgründiger Komik, wie Wirtschaftsmanager - und nicht nur die - dem Elitegeschwätz unserer Talkrunden auf den Leim gehen, sich allen Ernstes als Vorbilder feiern lassen und mental den Rest der Gesellschaft unter sich lassen ... Was, bitte, soll am Charakter von Leuten in Führungspositionen, die ihre Arbeit halbwegs ordentlich tun, exemplarisch sein?"
Nach Ansicht von Habermas mache das Finanzdebakel eine neue Weltordnung zwingend erforderlich. Die Globalisierung müsse endlich politisch gesteuert werden und bestehende Institutionen wie die Vereinten Nationen reformiert und ausgebaut werden. Voraussetzung für eine neue Weltordnung sei allerdings, dass sich die "Nationalstaaten zunehmend, und zwar im eigenen Interesse, als Mitglieder der internationalen Gemeinschaft verstehen". Aber nicht einmal auf europäischer Ebene, sagte Habermas, sei dies der Fall. Jedes Land betreibe "seine eigene Außenpolitik, allen voran die Bundesrepublik".
http://www.mmnews.de/index.php/200811051452/Politik/Finanzkrise-Wer-hat-Schuld.html#comments
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
kleck
icon01.gif Finanzkrise: Wer hat Schuld? - 10.11.2008, 17:05:36

Gast
Ich denke, Prof. Habermas hat recht. Ausgehend von der Dollarhoheit und der Dominanz der USA im IWF, der WHO und UNO, wurde das Finanzsystem so ausgestaltet, dass
· der Spekulation auf dem Finanzmarkt durch die Regierungen keine Grenzen gesetzt wurden,
· die US-Banken ihre Risiken auf dem Hypotheken- und Kreditmarkt in „schönen Finanzprodukten“ verpackt in der
ganzen Welt streuten (Risikoabwendung),
· die Rankingagenturen nach Interesse und Bedarf der US-Banken (-Regierung) die Bewertung der Unternehmen
und Finanzprodukte vornahmen,
· die US-Regierung über das »Absturzverhinderungsteam« (PPT)“ die Finanzmärkte manipulierte( http://info.kopp-
verlag.de/news/die-nicht-so-unsichtbare-hand-wie-das-absturzverhinderungsteam-den-freien-markt-
zerstoerte.html),
· die USA schamlos ihre Vormachtstellung und Verantwortung durch die Leitwährung ausgenutzt haben, auf
Kosten anderer Staaten gelebt haben und noch leben (Staatsverschuldung ca. 900 Mr $),
· Fehlentwicklungen über den IWF und die WHO bewusst organisiert haben
· etc.

Gegen all diese Auswüchse der doch unbestritten ansonsten bewährten Marktwirtschaft haben die Regierungen im Zuge der Globalisierung nichts unternommen und unternehmen auch jetzt nichts.
Was der Weltfinanzgipfel am 15.11. bringen wird, ist offen, da ich annehme, dass sich die USA nicht das „bewährte“ Instrument der Profitmaximierung und Auffüllung des Staatshaushaltes ohne Wertschöpfung über die Finanzmärkte und die Notenpresse aus der Hand nehmen lassen werden.
Da bleibt nur zu hoffen, dass die großen Schwellenländer Russland, China, Indien und Brasilien auf einen Interessenausgleich und Neuordnung bei der Formulierung einer neuen Weltfinanzordnung drängen.
China und Russland haben das Potential dazu. China verfügt über Währungsreserven von 1,9 Bill $ und Russland über 0,6 Bill $. Die USA, Deutschland u. Andere sind hoch verschuldet. Im Gegensatz zu den großen Banken in Westeuropa und den USA vergeben die Banken in China und Russland uneingeschränkt Kredite (Russland und China haben dieser Tage große Wirtschaftabkommen vereinbart; finanziert vornehmlich von China).
Es bleibt also zu hoffen, dass die künftige US-Administration von der bislang gepflegten Globalstrategie der einzigen Supermacht abrückt und die Weltgemeinschaft als Ganzes zu akzeptieren beginnt. Das könnte neben der Finanz- und kommenden Wirtschaftskrise viele lokale und globale Probleme lösen helfen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl
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