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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / A k t u e l l e s / Was man gerade erfahren hatt / Erschütternd - der "gewollte Hunger" in der Welt
In diesem Thread befinden sich 2 Posts.
Blasius
icon01.gif Erschütternd - der "gewollte Hunger" in der Welt - 16.12.2008, 17:57:57

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Täglich neue Horrormeldungen

eine Krise schon im Gefolge der nächsten Krise -

wo soll das enden oder wollen wir das garnicht mehr zur Kenntnis nehmen ?

Menschheit in existentieller Gefahr!

(Einzelpassagen gekürzt)

Die Feuerzeichen einer nie dagewesenen Katastrophe für die Menschheit stehen schon flammend an der Wand, und es wäre fatal für die ganze Welt, wenn es nicht gelänge, sofort, in den nächsten Tagen und Wochen, die Globalisierung für gescheitert zu erklären.

Dabei ist höchste Dringlichkeit geboten, denn während es seit Oktober 2007 bereits in mehr als 40 Nationen Hungeraufstände gegeben hat und laut Rajat Nag, dem Generaldirektor der Asian Development Bank, bereits eine Milliarde Asiaten ernsthaft von der Hungerkrise bedroht sind und in Afrika, Iberoamerika und unter den Armen, ist es der FAO nach Aussage ihres Chefs Jacques Diouf nicht einmal gelungen, seit Dezember 10,9 Millionen Euro aufzutreiben, um armen Bauern in den Entwicklungsländern Saatgut kaufen zu können. Die reichen Staaten seien nicht willens, die Entwicklungsländer mit Geld, Saatgut und Investitionen in Infrastruktur zu unterstützen, sagte Diouf auf einer Lateinamerika-Tagung der FAO in Brasilia.

Jean Ziegler, der Sonderberichterstatter der UN für das Recht auf Nahrung, nannte einen weiteren Aspekt der Krise, nämlich die Verwendung von Nahrungsmitteln als Biotreibstoff, ein „Verbrechen gegen die Menschheit”: damit wir unsere Autos mit ökologisch gutem Gewissen mit Biosprit füllen können, müßten Menschen in der Dritten Welt hungern (und sterben, d. Verf.). „Das sind Aufstände der nackten Verzweiflung von Menschen, die um ihr Leben fürchten und von Todesangst geplagt auf die Straße gehen”, sagte Ziegler.

Und das ist erst der Anfang. Denn solange die bestehende Politik der „reichen Nationen”, also die Freihandelspolitik von WTO, EU-Kommission etc. fortbesteht, werden die Nahrungsmittelkartelle und Spekulanten unter den Bedingungen der eskalierenden Systemkrise des Weltfinanzsystems versuchen, ihre Profite wie bisher zu maximieren, und die Preisinflation weiter anheizen, ohne daß die Landwirte dieser Länder irgend etwas davon hätten.
Wenn die Zentralbanken dann weiter wie bisher die verzockten Privatverluste der Banken durch Steuergelder auszugleichen versuchen, wird sich die Hyperinflation à la Weimar Deutschland 1923 weltweit verbreiten. Unter diesen Umständen werden Hungeraufstände wie Sturmwinde um den Globus fegen, bis die Menschheit in ein neues dunkles Zeitalter von Chaos, Bandenkriegen und steigenden Sterberaten versinkt - oder Gerechtigkeit und ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen auf diesem Planeten hergestellt sind.

Oligarchisches Denken


Es gibt kaum eine Frage, an der die oligarchische Axiomatik des Denkens so sehr demaskiert wird, wie bei diesem Problem. Die US/Euro-zentristische Sichtweise sieht in dem kommenden Bevölkerungswachstum eine Bedrohung, bei der Massenmigration von den armen in die entwickelteren Nationen und der Kampf um die Rohstoffe (von denen ein Großteil in den armen Ländern vorkommen) die kommenden Herausforderungen sind. Diese Ansicht vertrat z.B. CIA-Direktor Michael V. Hayden in seiner jüngsten Rede an der Universität von Kansas, in der er unterstellte, daß dieses Wachstum vorwiegend in den Staaten Afrikas, Asiens und des Mittleren Ostens (sic) stattfinden werde, die dieses Wachstum wirtschaftlich nicht abstützen könnten, was zu einer erhöhten Gefahr von Gewalt, Aufständen und Extremismus führen würde.

Vorbild für diese neumalthusianische und imperiale Weltauffassung ist das inzwischen berüchtigte Dokument NSSM 200 von Henry Kissinger aus dem Jahr 1974, in dem er im wesentlichen den Zugriff auf alle Rohstoffe dieser Welt zum strategisches Sicherheitsinteresse der USA erklärte.

Die Wahrheit ist, daß das neoliberale oligarchische Modell, das mit der Ablösung des Rooseveltschen Bretton-Woods-Systems der festen Wechselkurse durch Richard Nixon, Henry Kissinger und George Shultz am 15. August 1971 systematisch anfing, die Weichen in Richtung des ungezügelten Freihandels zu stellen, heute vollständig gescheitert ist. Der Paradigmenwandel weg von Produktion und hin zur Spekulation, die unkontrollierte Kreditschöpfung auf sogenannten Offshore-Märkten wie den Cayman-Inseln, die heute Sitz von 80 Prozent aller Hedgefonds sind, leitete 1971 die Entwicklung zur Casino-Wirtschaft ein.

Die Zerstörung der Agrarproduktion seit 1971

Schritt für Schritt wurden seitdem die Weichen in Richtung des neoliberalen Modells gestellt: die Schaffung des Euro-Dollarmarktes, der Ölpreis-Schwindel von 1974, die Verschärfung der „IWF-Konditionalitäten“ seit 1975, die Attacke auf „merkantilistische Tendenzen in den Entwicklungsländern” durch die Carter-Administration seit 1976, die Hochzinspolitik durch den Chef der Federal-Reserve, Paul Volker, 1979, die Politik von Reaganomics und Thatcherismus in den 80er Jahren, einschließlich der Fusionen und feindlichen Übernahmen einer immer größeren Kartellisierung, die Erfindung der wundersamen „kreativen Kreditinstrumente” durch Alan Greenspan nach dem Börsen-Krach von 1987, die ungezügelte Globalisierung nach der Desintegration der Sowjetunion 1991 und die Verlagerung der Produktion in „Billigproduktionsländer” - all das waren jeweils weitere Weichenstellungen in dieselbe Richtung.

Es ist dieser Kontext, in dem man die gegenwärtige Explosion der Hungerskatastrophe sehen muß. Während die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EWG seit 1957 darauf hin ausgelegt war, die Bevölkerung ausreichend und zu vernünftigen Preisen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, daß die Landwirte ein angemessenes Einkommen hatten und die landwirtschaftliche Produktion gesteigert wurde, galten seit dem Beginn der ungezügelten Globalisierung andere Kriterien. Mit der Agrarreform von 1992 wurden zunächst Preissenkungen durchgesetzt, die z.B. die Preise für Rindfleisch um 20%, für Getreide um 30% und für Milch um 15% reduzierten. Für die Einkommenseinbußen der Landwirte waren Ausgleichszahlungen nicht vorgesehen, statt dessen wurden Einkommensbeihilfen ab sofort an „ökologische Kriterien” geknüpft.

Den Landwirten wurde das mit dem Argument verkauft, sie müßten „auf dem Weltmarkt bestehen” (d.h. mit der Billigproduktion konkurrieren können). In der Praxis aber bedeutete es, daß viele Betriebe aufgeben mußten, daß viele ihren Betrieb nur noch als Teilzeiterwerb betreiben konnten, der Beruf des Landwirts für die junge Generation unattraktiv wurde und viele Familienbetriebe verloren gingen.

Eskaliert wurde diese Entwicklung in Richtung Freihandel durch die sogenannte Uruguay-Runde, der letzten Verhandlungsrunde des GATT (General Agreement on Tariffs and Trade), die die Regeln der landwirtschaftlichen Produktion zum ersten Mal nicht mehr vom Kriterium der Nahrungsmittelsicherheit aus betrachtete, sondern den Regeln des Freihandels und damit der Profitmaximierung der Nahrungsmittelkartelle unterwarfen.

Seitdem sind Millionen von Höfen bankrott gegangen, und die Kartellisierung hat solche Formen angenommen, das z.B. der so lebensentscheidende Bereich wie Saatgut, wo heute die FAO in fünf Monaten nicht einmal zehn erbärmliche Millionen Euro aufbringen kann, damit die armen Länder in dieser Hungerskatastrophe sähen können, weltweit von nur drei Firmen kontrolliert wird.

Die Ablösung des GATT, das noch ein multilaterales Abkommen zwischen Staaten war, durch die WTO (World Trade Organisation), einer supranationalen Bürokratie mit weitreichenden eigenständigen Kompetenzen, bedeutete weitere Deregulierung, Abbau von nicht tarifgebundenen Handelshemmnissen und „Harmonisierung” der Standards der Mitgliedsländer. Wesentlicher Nutznießer dieser Maßnahmen in Richtung Freihandel waren erneut die Nahrungsmittelkartelle. Vollkommen anonyme Expertengremien der WTO haben seitdem das Recht, Strafen für Verstöße gegen den Freihandel zu verhängen, ohne daß diese „Experten” jemals vor irgendeinem Wähler Rechenschaft ablegen müßten.

Für die EU verschärften die Agenda 2000 und die Agrarreform von 2005 dann noch einmal das Tempo in Richtung Abbau von Überschüssen (und damit der Zerstörung von Nahrungsmittelreserven und Exporten). Statt gerechte und kostendeckende Erzeugerpreise festzusetzen, wurden Ausgleichszahlungen für die Stilllegung von Anbauflächen und völlig willkürliche Umweltschutzmaßnahmen gezahlt. Der Trend des Ausverkaufs von unabhängig produzierenden Familienbetrieben zugunsten von Agrarkorporationen ging weiter. Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin (später „Verbraucherschutzministerin“) Künast und der EU-Agrarkommissar Fischler hatten Recht, als sie seinerzeit im Zusammenhang mit der Agrarreform von einem Systemwechsel sprachen. Fischler bemerkte damals zynisch, daß durch die erzwungenen Preissenkungen auch die Bewirtschaftungsintensität zurückgehe, da die Bauern gar nicht mehr das Geld für Dünge- und Pflanzenschutzmittel hätten. Später ging es einigen Landwirten mit den EU-Subventionen für den Anbau von Pflanzen für die Biotreibstoff-Produktion zwar finanziell kurzfristig besser, aber mit den schon erwähnten katastrophalen Folgen.

Unter dem Regime der WTO und der EU-Kommission wurden die Kapazitäten in den Industrienationen abgebaut, während die Entwicklungsländer gleichzeitig gezwungen wurden, billige Nahrungsmittel zu exportieren, um Bargeld für die Zahlung von Auslandsschulden zu haben, und dies oftmals, obwohl die eigene Bevölkerung nicht ausreichend mit Nahrungsmittel versorgt war. Heute ist der wirtschaftliche und moralische vollständige Bankrott dieses Systems des britischen Freihandels und Manchester-Kapitalismus offensichtlich.

Zum Glück gibt es auch Widerstand gegen die völkermörderische Politik des WTO-EU-Freihandels. Der französische Landwirtschaftsminister Michel Barnier begann eine europaweite Kampagne zur Verteidigung von GAP, deren Abschaffung gegenwärtig trotz der Hungerkrise von Freihandelsfanatikern wie z.B. der Financial Times und David Spector, einem Assistenzprofessor an der Paris School of Economics, verlangt werden. Barnier attackierte die Idee, daß die ärmsten Länder Nahrungsmittel in die reichen Länder exportieren sollten, als völligen Realitätsverlust. Gerade diese Politik habe die Subsistenz-Landwirtschaft und lokale Produktion in den ärmsten Ländern der Welt ruiniert. Barnier forderte statt dessen auch für Afrika, Lateinamerika und Asien eine GAP, d.h. ein protektionistisches Paritätspreissystem.

Die WTO muß sofort aufgelöst werden.

Bis zu der FAO-Konferenz vom 3.-5.Juni in Rom müssen unkonventionell alle Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit die FAO weltweit ein Sofortprogramm zur maximalen Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion in Gang setzen kann. Dazu gehört eine neue „grüne Revolution” ebenso wie mittelfristige Maßnahmen für den Ausbau von Infrastruktur, den Aufbau einer nahrungsmittelverarbeitenden Industrie in den Entwicklungsländern, die diese nicht haben, sowie Wasserregulierung.

Es muß sofort das Thema einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung auf die Tagesordnung gesetzt werden. Angesichts der existentiellen Bedeutung dieser Frage für die Zukunft der ganzen Menschheit muß dies das Thema einer Sondersitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen sein.

Das inzwischen von mehreren Staatschefs und Ökonomen geforderte Neue Bretton-Woods-System und ein New Deal in der Tradition von Franklin D. Roosevelt für die ganze Welt müssen sofort Gegenstand einer Notkonferenz auf Staatschefebene sein, die ein neues Weltfinanzsystem beschließen muß, das die Entwicklung aller Nationen ermöglicht.

Unveräußerliche Rechte

Die Deklaration der Menschenrechte muß auch heute ihre Gültigkeit haben, und zwar für alle Menschen auf diesem Planeten. Was wir heute brauchen, sind Menschen, die sich mit leidenschaftlicher Liebe für die Idee einer gerechten Weltordnung einsetzen, in der die Völkergemeinschaft in Frieden und Menschenwürde zusammenleben kann. Leben, Freiheit und Streben nach Glückseligkeit bedeuten vor allem, daß alle Menschen genug zu essen haben und die Armut abgeschafft wird, wozu wir heute alle technologischen Mittel haben. Ob wir diese Vision heute verwirklichen, oder mit dazu beitragen, daß die Menschheit abstürzt, daran wird ein jeder von uns in der Geschichte gemessen werden.

http://www.schiller-institut.de/index.htm
- Editiert von forummano am 16.12.2008, 18:07 -
- Editiert von forummano am 16.12.2008, 18:11 -
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
kleck
icon01.gif Erschütternd - der "gewollte Hunger" in der Welt - 16.12.2008, 19:33:32

Gast
Können und wollen die politischen Klassen die Gefahren für die Menschheit wirklich bannen?

Wann werden die politischen Klassen der westlichen Hemisphäre wohl ihren Verstand gebrauchen und den Weltherrschaftsplänen der USA etwas, der Menschheit dienlicheres entgegensetzen?

· Solange wir dem anhängen, dass von den USA „die wahren Werte für die Menschheit“ ausgehen und wir diese weiter anbeten, wohl nicht.
· Solange wir reichen Länder nicht bereit sind, mit anderen zu teilen, werden wir weiter Neid, Hass und Missgunst sähen – Terror und Kriege befördern oder sie bewusst inszenieren, um Eigeninteressen nachzugehen.
Und es wäre so einfach zu teilen ohne den Vermögenden viel zu nehmen bzw. nicht mehr so viel zu geben, wenn da nicht das US-amerikanische Wirtschaftsmodell der Profitmaximierung und der Scheinwirtschaft (Handel mit Nichts) auf Kosten der armen Völker stünde.
· Solange wir nicht unsere moralischen Verpflichtung aus der Kolonialisierung der Völker Asiens und Afrikas erkennen, dies bei der Organisation und dem Aufbau ihres eigenen und selbständigen staatlichen Lebens ohne Einfluss der „Führungsmacht“ durch Bereitstellung der entsprechenden Technologien etc., die ja verfügbar sind, nebst Erlass von Schulden, die wir ihnen durch Unredlichkeit aufgezwungen haben, werden wir nur Unfrieden erzeugen und die Abwanderung weiter fördern.
· Solange wir Völkern mit Jahrtausend alter Kultur, nicht gestatten ihre eigene Kultur zu Pflegen und weiter zu entwickeln, sich der Unseren auf humanistische Weise anzunähern, werden wir nur Widerstand ernten.
· Solange uns die USA demonstrieren, dass Gewalt und Kriege ein legitimes Mittel sind, eigene Interessen in aller Welt durchzusetzen, werden wir kein Land und kein Volk dieser Erde (schon gar nicht im arabischen Raum) davon überzeugen, nicht nach mehr und besseren Waffen zu streben. Auch das Anheuern von Privatarmeen und sonstigen Schurken durch die USA, die dann wieder fallen gelassen und zu Feinden erklärt werden, machen die USA nicht redlicher. Es bleiben Verbrechen der USA, die hoffentlich von einem ordentlichen Gericht der Weltorganisation geahndet werden.
· Solange wir die ehemals von der UNO an die USA übertragene Rolle als Führungsmacht (entsprungen aus der nach 1945 zerstörten Europa und der Wirtschaftskraft der USA), der sie moralisch nicht gewachsen ist, nicht durch andere Gremien ersetzen, werden wir von einer Katastrophe in die andere geführt.

Wenn wir allein nur über die Hintergründe der obigen Thesen nachdenken und auf ihre Umsetzbarkeit zum Herbeiführen eines Wandels prüfen, habe ich wenig Hoffnung, da auch die künftige US-Administration von Ihrem Konzept zur Beherrschung der Welt und des Weltraumes nicht abgerückt ist. Diese Politik wird nur neu verpackt – leiden werden wir alle.

Oder sehe ich das falsch?

Karl TD
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