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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / A k t u e l l e s / Was man gerade erfahren hatt / Solarindustrie - Im Osten geht die Sonne auf
In diesem Thread befinden sich 1 Posts.
Blasius
icon01.gif Solarindustrie - Im Osten geht die Sonne auf - 23.12.2008, 23:03:12

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Solarindustrie
Im Osten geht die Sonne auf


Deutschland ist einer der wichtigsten Standorte für die Herstellung von Solarzellen - vor allem in den neuen Ländern boomt die Branche.
Von Christiane Kohl

Mitarbeiterin von Q-Cells mit Solarmodul: Ruß, Staub und Gestank sind aus der Region um Bitterfeld verschwunden.
Foto: ddp

Silbrig glitzernde Rohre hängen unter der Decke. Die Fabrikhalle ist mit einer Vielzahl von weißen und grauen Glaskästen möbliert, die sich in langen Korridoren wie endlose Batterien von Telefonzellen aneinander reihen. Darin werden die grauen, keksförmigen Platten auf breiten Metallflächen voran transportiert - wie die Weihnachtsplätzchen auf einem Backblech, das gerade in den Ofen geschoben wird.

Auch die Platten, die etwa zehn mal zehn Zentimeter großen Siliziumscheiben, die sie hier Zellen nennen, werden jetzt in einem Metallkasten mit Glasbullauge erhitzt. Überdies durchwandern sie Nassbäder und Trockenkammern, sie werden von langen, elektronisch gesteuerten Spinnenarmen gedreht und gewendet - vor allem aber werden sie immer wieder photographiert.

"Qualitätskontrolle ist bei uns oberstes Gebot", sagt Stefan Dietrich. Deshalb werde jede Zelle nach jeder Station abgelichtet. Ganz am Ende der Produktionslinie werden die Scheiben schließlich von einem wahren Blitzlichtgewitter bombardiert. So lässt sich kontrollieren, wie viel Strom jede Zelle produziert. Entsprechend werden die Plättchen dann in verschiedene Kästen sortiert, je nach Stromerzeugungsgrad. "Denn der Kunde zahlt nicht die Zelle", sagt Dietrich, "er zahlt für die Wattzahl, die sie erzeugt". Mit den Zellen, die der Solarhersteller Q-Cells im vergangenen Jahr produziert hat, lassen sich etwa 370 Megawatt Strom erzeugen - genug, um 80.000 Haushalte zu versorgen.

Maßloser Raubbau

Der Betrieb liegt am Rande des Ortes Thalheim, im Westen von Bitterfeld, jenem alten Industriestandort, der einst als "dreckigste Stadt Europas" traurige Berühmtheit erlangte. Wären die alten Schlote der Salpeterproduktion und der Chlor- und Aluminiumanlagen im einstigen Chemiekombinat Bitterfeld noch in Betrieb - die Luft hier wäre dick von jener Mixtur aus Ruß, Staub und Gestank, mit der jahrzehntelang die Region verpestet wurde. Doch die Luft bei Thalheim ist schon lange rein, und statt verrosteter Gasleitungsrohre sieht man jetzt blauglänzende Solarmodule an den hochmodernen Fabrikfassaden kleben.

Einst war das Chemiekombinat ein Symbol für den maßlosen Raubbau an der Natur und die Unfähigkeit des sozialistischen DDR-Systems, sich zu modernisieren und neuen Anforderungen anzupassen. Doch jetzt mag man in dem Solarunternehmen einen Hoffnungsschimmer dafür erkennen, wie es trotz Krise im Kapitalismus weitergehen kann. Die Umsatzsteigerungen, die Q-Cells in den letzten Jahren verzeichnete, muten jedenfalls astronomisch an: Zwischen 2001, dem ersten Produktionsjahr, und 2005 steigerte sich der Umsatz des Unternehmens um sage und schreibe 33.000 Prozent. Auch in den letzten drei Jahren wuchs der Betrieb jeweils mit Riesenschritten weiter, auf einen Jahresumsatz von 860 Millionen Euro im vorigen Jahr.

Erste Gewinnwarnung

Vor einigen Wochen gab Q-Cells nun erstmals eine Gewinnwarnung heraus, statt mit der ursprünglich angestrebten Umsatzsteigerung von 70 Prozent im nächsten Jahr soll sich das Wachstum nun etwas langsamer vollziehen. Aber, meint Dietrich, der Pressesprecher von Q-Cells ist: "Wir jammern auf ziemlich hohem Niveau." Ähnlich wie Q-Cells geht es auch manch anderem Solarhersteller.

Zwar haben hier und da schon Solarkunden ihre Aufträge reduziert, weil sie keine Kreditzusagen von den Banken bekamen. Im Großen und Ganzen aber hat die Branche kaum Grund zum Klagen. "Wir sind voll auf der Spur", berichtet etwa Mario Schubert vom Solarproduktionsanlagen-Hersteller Roth & Rau, der seinen Sitz in Hohenstein-Ernstthal bei Chemnitz hat. Das Unternehmen konzipiert und installiert die Produktionslinien für die Herstellung von Solarzellen. Auch bei Roth & Rau hat sich der Umsatz vervielfacht - von 46 Millionen Euro 2006 auf 250 Millionen Euro in 2008. "Wir machen die Schaufeln für die Goldgräber", sagt der Vorstandsassistent Schubert selbstbewusst.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/932/451643/text/
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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