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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / Sehenswertes, Kultur, Kneipenführer / K u l t u r / über József Attila (Vidám és jó volt)
In diesem Thread befinden sich 2 Posts.
Bewertung: 7
Blasius
icon01.gif über József Attila (Vidám és jó volt) - 08.03.2009, 14:54:08

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Ein Seitenblick auf die ungarische Lyrik und auf ihren unglücklichen Dichterkönig Attila József


"Im Zeichen des Saturn"
Attila József und seine Dichtung im Kreuzfeuer der Ideologien
Von Anat-Katharina Kalman

32 Jahre war Attila József alt, als er am 3. Dezember 1937 freiwillig aus dem Leben schied. Schon damals galt er mit Endre Ady als einer der größten Dichter. Er war es, der die typisch ungarische Schwermut in wundersame Worte fassen konnte.

Sein Schicksal war tragisch und er blieb zeitlebens ein Außenseiter. József stammte aus einer sehr armen Familie, verdingte sich - als der Vater die Familie verließ - schon als kleiner Junge als Schweinehirt. 1919 starb seine Mutter, und so wurde er zum Vollwaisen, der sich zugleich als Gymnasiast, als Flurwächter und Tagelöhner bis zum Abitur durchbrachte.

Mit 18 Jahren stand er dann bereits vor Gericht - wegen Gotteslästerung in einem seiner ersten Gedichte. Danach arbeitete er als Angestellter in einer Privatbank und als diese in den zwanziger Jahren schließlich bankrott machte, entschloss er sich, Schriftsteller zu werden. Die Dichtung von Attila József zeugt von einem ständigen Ringen mit einer dunklen Zeit. Die Fünfteilung Ungarns durch die Versailler Friedensverträge, die dadurch erstarkenden politischen Fanatismen des Kommunismus und Faschismus begleiteten sein Suchen nach dem "Sinn des Lebens" und sein Ringen um Glück.

Heute gilt er als der Melancholiker par excellence, der immer wieder versuchte, sich dem lastenden Dunkel seiner Zeit entgegenzustellen. Dass er es nicht schaffte, ist für viele eine Herausforderung, das gesellschaftlich immer noch gespaltene Ungarn endlich zu befrieden.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/literatur/361055/

"Es kam vor, daß ich mich des Abends, um neun Uhr, vor dem Lebensmittelgeschäft anstellte und daß man mir, wenn ich um halb acht Uhr morgens an die Reihe kam, erklärte, es gebe kein Schmalz mehr.
Ich half meiner Mutter, so gut ich konnte: Verkaufte Wasser im Kino, stahl Holz und Kohlen auf dem Bahnhof in Ferencváros, damit wir etwas zum Heizen hatten. Ich machte farbige Papierwindrädchen und verkaufte sie an bessergestellte Kinder, trug Körbe und Pakete in den Markthallen und so weiter."

Curriculum vitae, 1937

http://www.bibl.u-szeged.hu/exhib/ja/nemet.html

Links zum Hören:

Ein wilder Apfelbaum will ich werden
(Szeretnék vadalmafa lenni)
http://www.swr.de/meta/swr2/bestenliste/2005/03/98654.28_64s.rm.ram

Reinen Herzens
(Tiszta szívvel)
http://www.literatur.hu/autoren/jozsef/laut/klaus.rm

Attila József
József Attila (Vidám és jó volt)

Froh war er, gut – vielleicht ein wenig stur,
wenn er im Recht sich wähnte.
Er aß gern gut und hie und da
war Gott er gleich.
Von einem Judenarzt bekam er
Mantel und die Verwandten
nannten ihn: Daß-du-dich-nie-mehr-blicken-läßt.
Im griechisch-katholischen Glauben
fand er keine Ruh, nur Pfaffen –
im Leiden war er Meister,

doch trauert nicht um ihn.

Anfang 1928

(aus dem Ungarischen von Clemens Prinz, 2005)

Einige Gedichte von József Attila in ungarisch und deutsch:

http://ksz-gedichte.de/texte/werke/attila/attila.html
- Editiert von forummano am 08.03.2009, 15:18 -
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
kleck
icon01.gif über József Attila (Vidám és jó volt) - 08.03.2009, 18:31:27

Gast
Zu dem obigen Vers habe ich eine Übersetzung von Stphan Hermlin:

Attila Jozsef

Gut war er, heiter. Als verdrießlich auch bekannt,
wenn man verlachte, was er seine Wahrheit nannt.
Er liebte, gut zu essen. Was als sicher gilt:
In ihm selbst sah man manchmal Gottes Ebenbild.
Ein jüdischer Arzt ließ ihn nicht ohne Mantel gehn.
Die Seinen nannten ihn Laß-dich-nicht-wieder-sehn.

Hat in der Kirche seinen Frieden nicht gefunden,
nur Pfaffen.
Stürze viel bedeckten ihn mit Wunden.
Sehr hat sein Bettlerlos zwar diese Welt gestört,
doch hat die Sorge um ihn endlich aufgehört.

Stephan Hermlin

aus Ungarische Dichtung aus fünf Jahrhunderten S. 238/239

Gruß

Karl TD
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