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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / D i e s & D a s / Dies & Das / Jetzt reist zusammen, was zusammengehört
In diesem Thread befinden sich 5 Posts.
Markus J. Marschner
icon01.gif Jetzt reist zusammen, was zusammengehört - 23.03.2009, 14:30:45
Skype: markusmarschner
2385 Posts - Magyar Vagyok
carpe diem
Von Sönke Krüger 22. März 2009, 01:22 Uhr Wie haben die Ostdeutschen vor der Wende Urlaub gemacht? Wie gelang es, mit der Forderung nach Reisefreiheit das DDR-Regime zu stürzen? Und wie hat sich das Reiseverhalten 20 Jahre nach dem Mauerfall in Ost und West angeglichen? Ein Überblick

"Als wir 1990 unsere ersten Reiseland-Büros in der DDR aufmachten, standen schon Stunden vor der Eröffnung Tausende Menschen vor der Tür, die nur eines wollten: reisen." Ralph Schiller, Geschäftsführer der Rewe-Touristik, erinnert sich gern zurück an die Zeiten der Wende, als bei den Montagsdemonstrationen nicht nur Plakate mit der Aufschrift "Wir sind ein Volk" hochgehalten wurden, sondern auch Pappschilder mit der Forderung "Visafrei bis nach Hawai!". Wobei seinerzeit, wie alte Fotos von 1989 belegen, die korrekte Schreibweise "Hawaii" im Osten Deutschlands noch nicht flächendeckend bekannt war.

Seit der Wende sind fast 20 Jahre vergangen - ein guter Anlass, um die Bedeutung der Reisefreiheit zu würdigen und um die Frage zu beantworten, ob und wie sich das Reiseverhalten heute in Ost und West unterscheidet.

Reisefreiheit war in der DDR bis zuletzt ein Fremdwort. Zwar hatte die Führung jahrzehntelang Milliarden Ostmark in ihr staatliches "Erholungswesen" gesteckt, hatte Plattenbauhotels im Harz und FDGB-Ferienheime an den Gestaden der Ostsee hochgezogen, hatte 1988 gut eine Million Urlaubsreisen in sozialistische Bruderstaaten erlaubt. So konnten zuletzt immerhin 80 Prozent der DDR-Bürger eine Reise unternehmen. Doch die überwiegende Mehrheit musste im eigenen Land bleiben, nur wenige konnten eine Reise nach Moskau, an den Plattensee (der in der DDR nur Balaton hieß) oder an die Betonburgenstrände der bulgarischen Schwarzmeerküste ergattern. Und Reisen zum "Klassenfeind", in den Westen, gab es für Otto Normalostbürger so gut wie gar nicht.

Westreisen bedurften eines Antrags bei der örtlichen Meldestelle der Volkspolizei. Antragsteller mussten eine Einladung eines West-Verwandten vorweisen und eine Beurteilung ihres Betriebs, sie wurden obendrein auf Republikflucht-Ambitionen durchleuchtet. Wenn es am Ende dann für den einen oder anderen eine Genehmigung zur Ausreise in das "Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet" gab, dann in aller Regel nur, wenn Ehegatte oder Kinder zu Hause zurückblieben - als indirekte Geiseln, die eine Rückkehr des Westreisenden in die sozialistische Heimat sicherstellen sollten.

Die Reiselust und das Fernweh konnten die überschaubaren staatlichen Urlaubsangebote bei Weitem nicht stillen, die Ostdeutschen fühlten sich eingesperrt in ihrer Republik, in der ein Witz das Dilemma auf den Punkt brachte: "Was ist das kleinste Buch der Welt? Der DDR-Reiseatlas".

Zudem machten die Ostdeutschen beim Urlaub in anderen Ostblockländern, wo auch Westdeutsche ihre Ferien verbrachten, regelmäßig die Erfahrung, dass sie als Deutsche zweiter Klasse behandelt wurden - man brachte sie in minderwertigen Hotels unter, sie wurden schlechter verpflegt, sie durften nur geringe Geldbeträge umtauschen. Allen Propagandaparolen zum Trotz war die harte West-mark der Bundesbürger in den sozialistischen Bruderstaaten viel mehr wert als die Aluchips der Brüder und Schwestern.

So war es wenig überraschend, dass 1989, als die Ostdeutschen gegen ihre Führung auf die Straße gingen, nicht nur für freie Wahlen und Meinungsfreiheit demonstriert, sondern überall auch Reisefreiheit gefordert wurde. "Dass die Reisefreiheit fehlte, war ein entscheidender Grund für den Zusammenbruch der DDR", sagt Hasso Spode, Professor an der Freien Universität Berlin und Leiter des dortigen Tourismus-Archivs. Folgerichtig kürte die Gesellschaft für deutsche Sprache die "Reisefreiheit" 1989 zum Wort des Jahres.

Als am 9. November 1989 die Mauer fiel, dauerte es nicht lange, bis die ersten DDR-Bürger Reisebüros eröffneten und bis die ersten Wessis - so wie Rewe-Touristik mit Reiseland - Reisebüros im Osten aufmachten. "Das waren grobschlächtige Zeiten", erinnert sich Ralph Schiller, "wir mussten alles vom Westen hinüberkarren: Möbel, Kataloge, Topfpflanzen. In den neu eröffneten Reisebüros gab es nicht einmal Telefon, da mussten die Mitarbeiter abends in die nächste Telefonzelle gehen und die Buchungen durchgeben."

Der Studienreisespezialist Studiosus war der erste westdeutsche Reiseveranstalter, der 1990 einen eigenen Katalog für DDR-Bürger auflegte. Er enthielt auf zwölf Seiten sieben Reisen, die nach Westdeutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Spanien führten. Bei der Konzeption ging Studiosus davon aus, "dass die potenziellen Kunden in kurzer Zeit möglichst viel sehen wollten und weniger Geld als Westdeutsche zur Verfügung hatten". Sprich: Die Reisen waren kurz und mit Programmpunkten vollgestopft, die Unterkünfte fielen bescheiden aus.

Der Sonderkatalog und die angebotenen Reisen kamen gut an. Besonders gefragt war die Reise "Bayern, wo es am schönsten ist" für 375 D-Mark, bei der im Fünf-Tages-Galopp Chiemsee und Königssee, Deutsche Alpenstraße und Garmisch-Partenkirchen, Schloss Neuschwanstein und Kloster Ettal, Nürnberg und München ("eine der schönsten, reichsten und pulsierendsten Städte der BRD") abgehakt wurden.

Geworben wurde für die Busfahrten damals so: "Wir setzen für Sie moderne und bequeme Fernreisebusse aus der BRD ein, mit guter Ventilation, seitlich und rückwärts verstellbaren Schlafsitzen und mit weitem Sitzabstand, Kühlschrank und Doppelverglasung (Schutz gegen Beschlagen, Kälte und Wärme). So ist auch eine längere Busfahrt erholsam." Ein Exemplar dieses ersten westdeutschen Katalogs für Ostdeutsche wird heute im Haus der Geschichte in Bonn aufbewahrt.

Dieter Lohneis von Studiosus hat die Touren entwickelt und viele Reisen begleitet. Er erinnert sich: "Das war damals sehr ergreifend: Wenn der Bus über die Grenze fuhr, haben alle Passagiere geweint. Keiner hatte ja damit gerechnet, in seinem Leben jemals einfach so in den Westen reisen zu können."

In den ersten Jahren nach der Wende zog es die Ostdeutschen vor allem in die alten Bundesländer: "Es gab damals einen Run auf Westdeutschland", sagt Hasso Spode, "die Ostdeutschen wollten die gesamte Heimat erkunden, auch mal den Kölner Dom sehen oder die Alpen." Deshalb würden die Ostdeutschen den Westen ihres Landes mittlerweile besser kennen als die Westdeutschen den Osten.

Bis 1995 hatte Studiosus einen "Spezialkatalog für die neuen Bundesländer" im Programm, zuletzt mit 240 Seiten. Danach wurden die Reisen in die anderen Zielgebietskataloge integriert. Was mit den geänderten Reisegewohnheiten der Ostdeutschen zusammenhängt, die sich im Laufe weniger Jahre denen der Westdeutschen stark angenähert haben. Anfang der 90er-Jahre gab es noch erhebliche Unterschiede, heute sind Reisemotive, Reiseverhalten und Reiseausgaben in Ost und West weitgehend identisch, was eine aktuelle Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) belegt (siehe Kasten unten).

Danach standen in den ersten Jahren nach der Wende bei Ostdeutschen die Urlaubsmotive "neue Eindrücke sammeln", "viel erleben" und "unterwegs sein" sehr viel stärker im Vordergrund als bei Westdeutschen. Die Ostbürger machten deutlich mehr Ausflüge, unternahmen mehr Wanderungen und zeigten sich an Sehenswürdigkeiten interessierter. An den Strand zog es nicht einmal ein Viertel (23 Prozent) der Ostler, und eine Pauschalreise buchten gerade mal 14 Prozent, während es im Westen 1990 immerhin 30 Prozent waren. Heute stehen Baden, gutes Essen und Faulenzen in Ost und West gleichermaßen im Vordergrund, und Pauschalreisen kommen in den neuen Ländern inzwischen sogar besser an als in den alten: 2008 buchten im Osten 51 Prozent und im Westen 44 Prozent ihren Urlaub über einen Reiseveranstalter.

Auch bei den Urlaubsausgaben pro Kopf haben sich Ost und West angenähert: Hatten die Ostdeutschen 1995 nur 71 Prozent der Summe ausgegeben, die sich Westdeutsche ihre Ferien kosten ließen (1061 D-Mark im Osten gegenüber 1502 D-Mark im Westen), lag die Quote 2008 bei 99 Prozent: Westdeutsche wendeten 836 Euro für ihren Urlaub auf, Ostdeutsche 827 Euro.

Identisch ist das Reiseverhalten indes auch 20 Jahre nach der Wende nicht: Die größten Unterschiede gibt es weiterhin bei der Wahl des Reiseziels. So zieht es Westdeutsche mehr nach Italien, Spanien und auf andere Kontinente als Ostdeutsche. Prozentual reisen wiederum mehr Menschen aus den neuen Ländern in den ehemaligen Ostblock als Bewohner der alten Bundesländer.

Warum? "Das ist gelerntes Verhalten", sagt FUR-Vorstand Guido Wiegand. "In unsicheren Zeiten orientieren sich die Leute gern daran, was sie kennen." Das erklärt beispielsweise, dass Ungarn bei Ostdeutschen beliebter ist als bei Westdeutschen.

Und welches ist das beliebteste Reiseland der Deutschen? Die Antwort fällt laut FUR in Ost und West identisch aus: Deutschland. Wir sind eben ein Volk, auch im Urlaub. ... mehr lesen auf welt.de
Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten.

Marie von Ebner-Eschenbach

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Hunor
icon01.gif Jetzt reist zusammen, was zusammengehört - 23.03.2009, 15:56:24

Gast
Hi,
passt zwar nicht ganz als Antwort dazu, fällt mir aber spontan jetzt dazu ein.
Reisefreiheit als solche, sehe ich nicht unbedingt darin seinen Urlaub in Hawaii , Timbuktu oder sonstwo zu verbringen, sondern unter Reisefreiheit versteh ich z.B dass sich die jungen Leute jetzt auch an solchen Dingen beteiligen können , wie Work und Travel oder welche Programme dieser Art es sonst noch gibt.
Das ist Freiheit!!!
Welche Möglichkeiten eröffnen sich dadurch!!
Ich gebe zu , dass ich da schon ein wenig neidisch bin.
Ich bin mir sicher, ich wäre dabei !!
(Obwohl ich eigentlich für einen gelernten DDR-Bürger m.E auch keinen so 0-8-15 Lebenslauf habe.)

Karin
- Editiert von Hunor am 24.03.2009, 11:58 -
Maria
icon01.gif Jetzt reist zusammen, was zusammengehört - 24.03.2009, 10:58:36

284 Posts - 50 50 Ungar
ja, Karin,
Work und Travel, eine tolle Möglichkeit, die ich als junger Mensch auch genutzt hätte.
Ich nutzte es insofern, als ich als Fernsehjournalistin reiseberichte über Weszdeutschland machte und meinen Landsleuten Mut machte, die neue heimat zu erkunden, auch mit Trabbi und Wartburg. Vieles habe ich zuvor selbst erkundet.


Die Freiheit zu reisen war also tatsächlich eine der ersten Freiheiten, die wir uns nach der Wende genommen haben.
Und da sind wir eben zunächst durch Westdeutschland und haben die neue Heimat genaustens erkundet, fast alle Landschaften. Unzählige Städte, Burgen, Flußlandschaften und Wandergebiete. Und immer wieder Gespräche mit Menschen, die wir trafen...

Dann kam Westeuropa, nur Portugal haben wir nicht geschafft und Norseuropa hat mich persönlich nicht so gereizt.
Es waren in der Regel Billigreisen mit Busanbietern oder wir sind spontan mit dem PKW los und haben Jugendherbergen oder Ferienwohnungen genutzt, auch viel mit dem Hund.
Dieses spontan unterwegs sein um Landschaft, Kultur, Kunst und Menschen kennenzulernen hat uns viel Wissen und Erfahrung gebracht.

Natürlich kommt man umso besser klar, je sprachgewandter man ist. Also etwas englisch und französisch haben uns da weitergeholfen.
Und so haben wir uns über die Kultur und die Geschichte sowie durch viele Begegnungen mit Menschen unseren zukünftigen Lebensraum erschlossen.

In meiner Jugend wäre ich sicher sehr gern nach Asien oder Australien gereist und hätte mich mit den alten Kulturen dort beschäftigt. Vielleicht auch etwas an Sprachen da gelernt...

Heute fehlt dafür sowohl das Geld als auch momentan die Zeit.
Dafür bietet das Inbternet, Skype und das Lesen Ersatz, um die Erlebnisse anderer und authentische Bilder wahrzunehmen.
Aber wer weiß, vielleicht schaffe ich es als rentner mal nach Indien oder in ein anderes fernostasiatisches Land.
Eines ist gewiss, ein Strandurlaub wird das nicht


LG
Maria

Die Stimmen werden lauter, wenn das Verständnis abnimmt
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Hunor
icon01.gif Jetzt reist zusammen, was zusammengehört - 25.03.2009, 19:10:52

Gast
Hi ,
kann mich noch ganz gut erinnern.
Ich war 1977 als Tourist das erstemal in der BRD.
Bin über die deutsch-deutsche Grenze ausgereist.
War das ein Aufsehen.Hat lange gedauert, bis ich meinen Pass wiederbekam, sicher dachte man der sei gefäslscht,und die Mitreisenden waren auch sehr erstaunt wie es den möglich sei, dass so eine junge Frau mit kleiner Tochter einfach so mal zu Besuch nach Augsburg !!! fahren kann.
Ich war auch stolz wie Bolle.
Wie das, wird sich mancher fragen.
Ja, ein ungarischer Pass hat es macht´s möglich gemacht.
Karin
Blasius
icon01.gif Jetzt reist zusammen, was zusammengehört - 25.03.2009, 21:54:47

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Hallo Maria, hallo Karin,

Der Traum vom Reisen – er hat euch sicher mehr beschäftigt als unsereins aus dem
"Nichtsozialistischem Wirtschaftsgebiet".

Wir hätten zwar können – aber erstens ist dazu auch das Geld vonnöten und zweitens
war mir das am Strandrumliegen am Lago Maggiore zu doof, das konnte man auch am
Starnberger See oder am Chiemsee.

Als Beamter verdiente man erstmal nicht die Welt und mit gebrechlichen Autos sollte
man sich eh nicht so weit wagen; Busfahrten hingegen waren mir als Individualist
zuwider – die einzige entlang der türkischen Westküste Troja – Pergamon -
Ephesos/Selcuk – Didyma – Milas war mir eine Lehre – das dumme Gelaber von wegen
„nur alte Steine“

Fortan (spät) habe ich meine Reisen selbst organisiert – ha, mit neuem Auto Frankreich
ganz bereist ohne jegliche Buchung, dto. Italien, Schweiz, Jugoslawien etc. und mit
Rucksack zweimal um die Welt getourt (kam meiner Frau erst hart an – so ohne
Kosmetikkoffer und Bügeleisen)

Die Aussage:
„nur wenige konnten eine Reise nach Moskau, an den Plattensee (der in der DDR nur
Balaton hieß) oder an die Betonburgenstrände der bulgarischen Schwarzmeerküste
ergattern.“ verbinde ich daher auch mit „Geld vonnöten haben“. Meine Tante aus
Köthen/Anhalt konnte und durfte – vom Balaton war sie aber nicht sehr angetan und
die übrige Verwandtschaft konnte es sich finanziell eh nicht leisten.

Klar, Busreisen waren nach der Wende auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich,
aber dass man sich ausser Bayern und Österreich mehr dem Osten zugeneigt fühlt(e),
schreibe ich vielmehr dem Umstand zu, dass die Sprachkenntnisse eine gewisse
Rolle spiel(t)en - so meine Cousine: Moskau ja – Frankreich nein. Cousin und Neffe
haben sich doch getraut – mit jeweils eigenem Auto; Ungarn ist sehr gut, weil nicht so weit.

Ich will damit sagen, dass die Welt für jeden sehr klein bleibt, der sich finanziell das
Reisen nicht leisten kann und Verrückte, die wegen ihrem Urlaub auf Mallorca den
Schmuck in das Pfandhaus tragen, um damit den Nachbarn gegenüber aufzutrumpfen,
gibt es sicher auch.

Gruss von Herbert
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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