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Kocsis

Verkehr: Puszta, PS, Promille und Pferdefuhrwerke

Ungarns Fahrzeuge sind entweder viel zu langsam oder viel zu schnell. Mancher trinkt sich Mut an, bevor er ins Auto steigt. Das kann gefährlich werden – zumal auf Nebenstrecken.

Die Schlange auf der E-60 von Budapest in Richtung Debrecen scheint endlos. Ein Pferdefuhrwerk vorneweg, zahlreiche Uralt-Laster hinterher, die den Rest der Kolonne in stinkende Abgasschwaden tauchen. So geht es über viele Kilometer, vorbei an Sonnenblumenfeldern, einsamen Gehöften und kleinen Ortschaften. Die gezähmten PS-Stärken unter der Motorhaube dräuen.

Die ersten überholen: Gegenverkehr, Lichthupe, Schimpfen, Drängeln zwischen zwei Lkw´s. Nächster Versuch: Der Vordermann will links überholen, aber der von hinten war schneller. Der entgegenkommende Wagen muss auf den Standstreifen ausweichen. Lichthupe, schimpfen, rechts rein, den LKW schneiden. Glück gehabt! Eine typische Szene auf einer ungarischen Landstraße. Oft geht es gerade noch mal gut. Aber 20 000-fach geht es jedes Jahr schief, haben die EU-Statistiker ausgerechnet.

Die schlimmsten Folgen der Karambolagen: Fast 1300 Menschen sterben jedes Jahr auf ungarischen Straßen. Der ungarische Autofahrer pflegt ein männliches Image, das sich in ausgesprochen sportlicher Fahrweise zeigt – Oder er schleicht übervorsichtig. Oft sind bei den Unfällen neben Pferdefuhrwerken und PS-Stärken auch Promille im Spiel. Dabei gilt in Ungarn eigentlich Straßenverkehrsregel Nummer Eins: Null Promille am Steuer.

Zeitfresser Straße
Auch Rasen wird sehr hart bestraft, die Bußgelder sind saftig. Immerhin, es gibt einen Hoffnungsschimmer auf ungarischen Straßen: Die Statistik-Kurve zeigt bei Unfällen und Todesopfern seit den 90er Jahren nach unten. Noch immer gilt: Fortbewegung kostet Zeit.

Der 90-Kilometer-Tripp von Budapest nach Szolnok kann schnell zum Zwei-Stunden-Ausflug werden. Die Landstraße, am Budapester Flughafen Ferihegy vorbei, ist eine Staufalle. Wehe dem, der aus Südosten kommt und pünktlich einen Flieger erreichen muss! Und wenn ein Staatsgast einfliegt, werden schon mal sämtliche Zufahrtsstraßen gesperrt.

Stauanfällig ist auch die Strecke zwischen Budapest und Plattensee. Immerhin werden Autobahnen und Schnellstraßen ge- und ausgebaut. Von der Grenze Österreich-Ungarn bis in die Hauptstadt macht das Fahren auf der vignettenpflichtigen Fahrbahn Spaß. In Richtung Eger-Miskolc kommt man gut vorwärts, gleiches gilt für die Strecke Budapest – Pécs. Große Verbindungsstraßen in der Tiefebene sind ebenfalls gut befahrbar.

Gefährliche Nebenstrecken
Vorsicht ist allerdings auf Nebenstrecken geboten. Dort sind die Straßen zwar oft schön leer, aber nicht gerade ein Kuschel-Parcours für Gefährt und Insassen. Beim Straßenbau gilt offenbar die Regel: Hauptstrecken zuerst. Straßen in den Dörfern auf dem Land sind noch nicht durchgehend asphaltiert, es gibt zahlreiche Buckelpisten.

Bevorzugtes Gefährt auf dem Land ist das Fahrrad. Das kann gefährlich werden, spätestens wenn der Radfahrer auf dem Weg von der Kneipe nach Hause Schlangenlinien fährt.

Außerhalb der Ortschaft können plötzlich Rehe die Fahrbahn kreuzen, auf manchen Strecken ist sehr reger Wildwechsel. Tückisch sind auch Schlaglöcher auf wenig befahrenen Nebenstrecken.

Zwei Drittel aller Unfälle in Ungarn passieren außerhalb der Ortschaften. Sehen und gesehen werden heißt deshalb die Devise auf Ungarns Straßen. Für mehr Sicherheit soll die Lichtpflicht tagsüber und die Warnwestenpflicht für alle Verkehrsteilnehmer nachts sorgen.

http://www.adac.de/ReiseService/tourset_reisefuehrer/tourset_online/Ungarn/Verkehr/default.asp

Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."