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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / Sehenswertes, Kultur, Kneipenführer / K u l t u r / Die Geschichte vom düsteren Sonntag
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Blasius
icon01.gif Die Geschichte vom düsteren Sonntag - 28.03.2009, 09:02:11

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Die Geschichte vom düsteren Sonntag – Roman

Johanna Adorján verfolgt in "Eine exklusive Liebe" die Biografie ihrer Großeltern
VON CHRISTINA ONNASCH, 27.03.09, 19:12h, aktualisiert 27.03.09, 19:36h

Die Vergangenheit ist ein Segen und ein Fluch für die Autoren der mittleren und jüngeren Jahrgänge. Ein Segen, weil sie die Aufmerksamkeit des Literaturbetriebs garantiert. Ein Fluch, weil die verpasste Zeitzeugenschaft zu ersetzen ist durch Erforschtes und Erfundenes.

Eben das gilt auch für das Debüt von Johanna Adorján (geboren 1971). "Eine exklusive Liebe" betitelt sie die auf 184 Seiten erzählte Lebensgeschichte ihrer Großeltern und weckt damit viele Erwartungen. So beginnt die Geschichte mit ihrem Ende: "Am 13. Oktober 1991 brachten meine Großeltern sich um. Es war ein Sonntag." Diese Tat und die Stunden davor sind der Faden, an dem entlang sich die Handlung entfaltet. Die Hauptfiguren Veronika und István lernen sich 1940 in Budapest kennen und heiraten später. Ihr Leben lang werden sich die beiden außergewöhnlich schönen Menschen mit "Sie" anreden ("was auch unter Ungarn ihrer Generation absolut unüblich war") und Kette rauchen. Als Juden überleben beide den Holocaust; während des Ungarn-Aufstands 1956 fliehen sie nach Dänemark.

Jenseits dieser Eckdaten will Johanna Adorján wissen, wie es zu diesem düsteren Sonntag kam und rekonstruiert deshalb die Lebensgeschichte ihrer Großmutter und ihres Großvaters. Dass dies ein fast aussichtsloses Unterfangen ist, weil die Großeltern über das Erlittene schwiegen - und das, obwohl die Kinder und Enkel fragten - ahnt der Leser. Eine Recherchearbeit über ihre Familiengeschichte hat sie damit vorgelegt; das erstaunt nicht sonderlich, denn die Autorin arbeitet als Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Was Johanna Adorján dem Vergessen entreißt, ist leichthändig und mit einem guten dramaturgischen Gespür geschrieben. Sie fährt nach München, Budapest, Kopenhagen, Paris, New York und befragt Freunde und Verwandte, besucht das Konzentrationslager Mauthausen, wohin ihr Großvater verschleppt wurde. Diese Dinge sind sorgfältig ermittelt, und doch gelangt das Buch über guten Journalismus nicht hinaus.

Es fehlt das Exklusive - die künstlerische Erfindungskraft und Johanna Adorjáns eigene Fragen an diese Geschichte vom düsteren Sonntag.
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Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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