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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / D i e s & D a s / Dies & Das / Ist der 4. Juni Staatstrauertag in Ungarn ?
In diesem Thread befinden sich 1 Posts.
Blasius
icon01.gif Ist der 4. Juni Staatstrauertag in Ungarn ? - 04.06.2009, 21:45:39

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Vertrag von Trianon 1920: Ungarische Traumata

Vertrag von Trianon vom 4. Juni 1920 gemäß den Bestimmungen nach Artikel 381 am 16. Juli 1921 in Kraft getreten.

Neulich stand ich im Budapester Stadtzentrum in einer U-Bahn-Station und bedauerte mal wieder, meine Kamera nicht dabei zu haben: Ich sah ein recht junges Mädchen, Gothic-mäßig schwarz gekleidet und geschminkt. Auf der entblößten Schulter waren die tätöwierten Umrisse eines Landes erkennbar, dessen Form entfernt an den Umriss der Schweiz erinnerte. Dabei handelte es sich aber um den Umriss Ungarns bis 1920, vor “Trianon”.


Trianon im Alltag

Jeder Ungarnreisende wird diesen Umriss mehrmals täglich während seines Aufenthalts erblicken: Auf Postern, als Autoaufkleber oder als Anstecker. Die Silhouette des Vor-Trianon-Ungarns ist im Gesicht Ungarns allgegenwärtig, und das offenbar recht unabhängig von der betroffenen Altersgruppe. Das Mädchen in der U-Bahn war noch nicht einmal 20 Jahre alt.

Was also ist Trianon? – Eigentlich zunächst einmal zwei unscheinbare Schlösschen im Park von Versailles bei Paris – Petit und Grand Trianon. Dort wurde 1920 der Friedensvertrag der Siegermächte des 1. Weltkrieges – vor allem Frankreich, Großbritannien und die USA – mit Ungarn geschlossen. Das Königreich Ungarn verlor dabei zwei Drittel seiner Fläche und die Hälfte seiner Bevölkerung, wie jedes ungarische Schulkind im Schlaf berichten kann. Die Ungarn hatten bei diesen Friedensverhandlungen kein Mitsprachrecht – ganz ähnlich zu der Lage der Deutschen, die die Bedingungen des Versailler Vertrags ja auch nicht maßgeblich beeinflussen konnten. Im Gegensatz zu den den Deutschen auferlegten Bedingungen waren die Regelungen für Ungarn aber ungleich härter. Bis 1920 reichte Ungarn von der Adria im Westen bis in die heutige Ukraine im Osten, von der heutigen polnisch-slowakischen Grenze im Norden bis zur Stadtgrenze von Belgrad im Süden. Das ganze Karpatenbecken war zumindest nominell in ungarischer Hand. Halb Kroatien, ein Großteil von Rumänien, Teile der heutigen Ukraine, die gesamte Slowakei und sogar ein Teil des heute österreichischen Burgenlandes gingen für Ungarn verloren.


Ungarns Grenzen vor und nach Trianon

Allerdings ging der Neuzuschnitt der Grenzen auf Gründe zurück, die zumindest zum Teil durchaus berechtigt waren. Im Staatsgebiet von Großungarn war 1910 gerade einmal die Hälfte (ca. 48-50 %) der Bevölkerung Ungarn – die andere Hälfte waren Minderheiten: Slowaken, Ruthenen, Rumänen, Deutsche, Serben, Kroaten und noch einige mehr. Eigentlich waren die Ungarn in Ungarn bis 1920 nur die größte Minderheit oder allenfalls eine ganz knappe Mehrheit. Nachdem der Wiener Hof sich 1867 mit dem rebellisch-nationalen Ungarn auf eine Machtteilung in der Donaumonarchie geeinigt hatte – den sogenannten Ausgleich -, waren die Ungarn neben den Österreichern zum gleichberechtigten Reichsvolk erhoben worden. Sie waren gleichberechtigt an der Regierung beteiligt, genossen außerdem in ihrer Reichshälfte eine weitgehende Autonomie, die nur wenige Fragen – vor allem die Außenpolitik – der gemeinsamen Wiener Regierung überließ. Innerhalb Ungarns konnten die Ungarn ab 1867 recht frei entscheiden und nutzten dies auch aus, um die nicht-ungarischen Minderheiten nach Kräften zu diskriminieren oder zumindest zu magyarisieren. Es gab zwar auch aufklärerische, minderheitenfreundliche Bestrebungen in der ungarischen Politik, aber insgesamt war die Beziehung Ungarns zu seinen Minderheiten beim Kriegsausbruch 1914 vergiftet. Nicht umsonst nutzten diese die Chance des Weltkriegs, um sich aus Ungarn herauszulösen.

Diese Tatsachen vergessen viele http://tapastalatukat.wordpress.com/2008/11/29/vertrag-von-trianon-1920-ungarische-traumata-4/
- Editiert von Markus J. Marschner am 11.05.2011, 17:13 -
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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