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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / A k t u e l l e s / Was man gerade erfahren hatt / Interview: Irritierendes Länderspiel in Venedig | ||||
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![]() ![]() 2385 Posts - Magyar Vagyok carpe diem ![]() | Interview: Irritierendes Länderspiel in Venedig 17.10.2007 | 18:20 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse) INTERVIEW. Andreas Fogarasi gewinnt für Ungarn den Goldenen Löwen der Biennale. Haben wir jetzt irgendwie doch gewonnen? Österreichs Vertreter, der Maler Herbert Brandl, ging zwar wie erwartet leer aus. Aber schließlich ist Andreas Fogarasi 1977 in Wien geboren. Bei der diesjährigen „Biennale Venedig“ trat er für Ungarn, die Heimat seiner Eltern, an. Und gewann gestern, Mittwoch, den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon. Eine Auszeichnung, die erstmals nicht zu Beginn, sondern erst am Schluss dieses so traditionsreichen wie im längst anachronistisch gewordenen Ländercontests vergeben wurde. Eine Einschätzung, die auch der Sieger, den die „Presse“ kurz nach der Preisvergabe in Venedig erreichte, selbst teilt. „Dass gerade ich als Wiener im ungarischen Pavillon ausstellte, war von vorneherein ungewöhnlich und habe ich extrem lässig gefunden“, meint Fogarasi zu dem Dilemma. „Dieses System der Nationalrepräsentationen ist kompliziert. Die Kritik daran ist in meinem Beitrag wie nebenbei direkt in die Struktur eingeflossen, indem ich eine Stadt ausgestellte habe, aus einem Land, dessen Staatsbürgerschaft ich nicht einmal habe.“ Auf einem Parcours von sechs schwebend wirkenden, aufgeschnittenen schwarzen Kino-Boxen, konnte man, in der schmäleren Hälfte sitzend, in der anderen wie in einem Guckkasten das Video-Projekt „Kultur und Freizeit“ verfolgen. Fogarasi studierte darin in teils fast nervenzerfetzender Elegie die modernistische Architektur und heutige gesellschaftliche Funktion der ehemaligen Bildungshäuser in Budapest, die ab den 50er Jahren vom kommunistischen Regime zur Bildung und Unterhaltung der Arbeiter gegründet wurden. Trotzdem entwickelten sie sich bald auch zu Anlaufstellen für die inoffizielle Kulturszene Ungarns. Seit dem Fall des Vorhangs mussten viele dieser Institutionen schließen, manche wurden von Gruppen aus der alternativen Kulturszene weitergeführt, andere wiederum abgerissen und durch Einkaufszentren oder Kinopaläste „ersetzt“. Kritik an politischer Gleichschaltung Gegen den Verdacht der Nostalgie eines Spätgeborenen wehrt sich Fogarasi aber sofort. Vielmehr sei seine Arbeit ein „Plädoyer für selbstorganisierte Räume“, kritisch gegenüber politischer Gleichschaltung und Marginalisierung von Kultur. Diese spezifisch ungarische Geschichte diente ihm nur als Fallbeispiel, so Fogarasi, um zu zeigen, wie wir mit Orten der Kultur und unserer Freizeit, wie wir mit dem Modernismus und der Vergangenheit und Zukunft derartiger Utopien umgehen. „Bildungshäuser für Arbeiter gab es nicht nur in sozialdemokratischen Ländern“, erläutert Fogarasi, „sie kommen als community centers auch in den USA oder etwa in Wales vor.“ Wo er übrigens gerade urlaubte, als er vorgestern von seiner Auszeichnung erfuhr. Im Zuge eines dreimonatigen Stipendiums lebt er zur Zeit in London. Fogarasis Installation, die zuvor in kleinerer Form bereits in der Box seiner Wiener Galerie Georg Kargl zu sehen war, ging als einer der stillsten und konzeptionellsten Beiträge dieser Biennale ins Rennen, so ruhig, dass sie im gewohnt schrillen Konzert der Giardini zumindest medial fast unterging. Was dem ungarischen Beitrag bei der nächsten Biennale in zwei Jahren wohl nicht mehr so leicht passieren wird. „Wenn die Budapester Szene dadurch international sichtbarer wird, finde ich das sehr gut. Schließlich ist Budapest immer irgendwie dazwischen, nicht nah und nicht fern genug.“ Quelle diepresse.com Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten. Marie von Ebner-Eschenbach ![]() ![]() balaton-service.info goes wiki - Das bsi - wiki - portal b-s.i goes facebook ... und als b-s.i facebook Gruppe |
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