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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / A k t u e l l e s / Was man gerade erfahren hatt / Ungarn erreicht EU-Ziele nicht | ||||
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3306 Posts - Magyar Vagyok | Bei einem Umweltforum in Budapest schob György Szerdahelyi vom Wirtschaftsministerium am Donnerstag vor zwei Wochen das Ziel beiseite, das die EU für alle Mitgliedsstaaten festgelegt hatte: bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 20% an der Stromversorgung in Form von erneuerbarer Energie zu gewährleisten. Er behauptete, nicht alle EU-Mitglieder müssten dieses Ziel erreichen. Der Anteil von erneuerbarer Energie in Ungarn werde bis 2020 bei etwa 15% liegen. Industrie für Biotreibstoff entwickelt sich Paradoxerweise fällt diese Äußerung aus dem Wirtschaftministerium in eine Zeit, in der in Ungarn die Investitionen in erneuerbare Energiequellen wie Pilze aus dem Boden sprießen. In der vergangenen Woche beantragte die Kalocsa Hõerõmû Kft. eine Genehmigung für den Bau eines Biotreibstoff-Kraftwerks mit 49,9 Megawatt in der Nähe der südungarischen Stadt Kalocsa. Das Kraftwerk soll mit Nebenprodukten von Ackerbaubetrieben wie Mais- und Strohstängeln betrieben werden. Landwirte, die einen fünf- oder zehnjährigen Vertrag mit der Firma abgeschlossen haben, werden ihr wahrscheinlich auch Land für die Produktion von ,,Energiegras“ überschreiben, zum Beispiel Chinaschilf, das pro Hektar einen hohen Gehalt an Biomasse aufweist, aber nicht gedüngt werden muss. Das Kraftwerk in Kalocsa ist Teil eines langfristigen Plans der Ungarischen Landwirtschaftlichen Landesenergieallianz (NAESZ), nach dem in ganz Ungarn elf ähnliche Biomassekraftwerke entstehen sollen. Das Basismodell ist ein 50-Megawatt-Kraftwerk, das all seine Energie von Produzenten in einem Umkreis von 30 Kilometern bezieht. Um die Transportkosten auch langfristig niedrig zu halten, unterschreiben die Landwirte mit den Kraftwerken Verträge, die durchschnittlich über zehn Jahre laufen. Grund zur Sorge in Tokaj Am 15. Oktober begannen die Ausgrabungsarbeiten für den Bau eines Biomasse-Kraftwerks in Szerencs (Nordostungarn), das im Januar 2010 in Betrieb genommen werden soll. Die Finanzierung geschieht auch hier über Bankkredite, die die NAESZ mit Hilfe von EU-Geldern zurückzahlen will. Allerdings muss sich dieses Bauprojekt mit etlichen Widerständen auseinandersetzen: Weil sie befürchten, dass das Kraftwerk negative Auswirkungen auf das Mikroklima der nahe gelegenen Weinregion Tokaj haben könnte, protestierten Ende Oktober etwa 200 Winzer, Landwirte und Umweltschützer in Szerencs. Geteilte Meinungen Derzeit werden etwa 3,5% des Energiebedarfs in Ungarn durch erneuerbare Quellen gedeckt, zu denen neben Biomasse auch Windräder und geothermische Energie gehören. Letztere ist – für ein Land, in dem es so viele Thermalquellen gibt, vielleicht überraschend – die am wenigsten genutzte Quelle. Der größte Anteil des nationalen Strombestandes wird durch importierte fossile Brennstoffe und das alternde Atomkraftwerk in Paks gewährleistet. Staatspräsident László Sólyom, der sich seit langem in der Umweltschutzbewegung engagiert, rief kürzlich bei einem Wissenschaftsforum in Budapest zu schnellem Handeln auf, um die unhaltbare Entwicklung zu stoppen. Er sagte, es sei nötig, die Lebensführung und Einstellung bezüglich Produktion und Konsum radikal zu ändern. ,,Die Entwicklung in den meisten Bereichen geht in eine falsche Richtung“, so Sólyom. Die internationale Gemeinschaft müsse schneller auf drohende Gefahren wie globale Erwärmung und Überbevölkerung reagieren. Aber auch Biomasse als Energiequelle der Zukunft wird kritisiert – und zwar nicht nur von den Lobbygruppen der fossilen Brennstoffe. Mehr und mehr Experten auf der ganzen Welt weisen auf die Gefahren hin, die der Anbau von Biomasse für Brennstoffe auf Feldern mit Pflanzen für Lebensmittel mit sich bringt. Jean Ziegler, UN-Berichterstatter für das Recht auf Nahrungsmittel, nannte die Praxis, Pflanzen für die Produktion von Biobrennstoff anzubauen, ein ,,Verbrechen gegen die Menschheit“. Er fordert ein fünfjähriges Moratorium für die Praxis. Kritiker befürchten, dass in Entwicklungsländern Lebensmittelknappheit entstehen könnte, wenn mehr und mehr Bauern ihr Land zum Anbau von Energiepflanzen zur Verfügung stellen Quelle: Budapester Zeitung |
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