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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / Sehenswertes, Kultur, Kneipenführer / K u l t u r / Ungarische Lyrik: Attila József - Schlaf, kleiner Klaus
In diesem Thread befinden sich 1 Posts.
Blasius
icon01.gif Ungarische Lyrik: Attila József - Schlaf, kleiner Klaus - 08.11.2009, 20:59:29

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
"Im Zeichen des Saturn"
Attila József und seine Dichtung im Kreuzfeuer der Ideologien
Von Anat-Katharina Kalman


32 Jahre war Attila József alt, als er am 3. Dezember 1937 freiwillig aus dem Leben schied. Schon damals galt er mit Endre Ady als einer der größten Dichter. Er war es, der die typisch ungarische Schwermut in wundersame Worte fassen konnte.

Sein Schicksal war tragisch und er blieb zeitlebens ein Außenseiter. József stammte aus einer sehr armen Familie, verdingte sich - als der Vater die Familie verließ - schon als kleiner Junge als Schweinehirt. 1919 starb seine Mutter, und so wurde er zum Vollwaisen, der sich zugleich als Gymnasiast, als Flurwächter und Tagelöhner bis zum Abitur durchbrachte.

Mit 18 Jahren stand er dann bereits vor Gericht - wegen Gotteslästerung in einem seiner ersten Gedichte. Danach arbeitete er als Angestellter in einer Privatbank und als diese in den zwanziger Jahren schließlich bankrott machte, entschloss er sich, Schriftsteller zu werden. Die Dichtung von Attila József zeugt von einem ständigen Ringen mit einer dunklen Zeit. Die Fünfteilung Ungarns durch die Versailler Friedensverträge, die dadurch erstarkenden politischen Fanatismen des Kommunismus und Faschismus begleiteten sein Suchen nach dem "Sinn des Lebens" und sein Ringen um Glück.

Heute gilt er als der Melancholiker par excellence, der immer wieder versuchte, sich dem lastenden Dunkel seiner Zeit entgegenzustellen. Dass er es nicht schaffte, ist für viele eine Herausforderung, das gesellschaftlich immer noch gespaltene Ungarn endlich zu befrieden.


Schlaf, kleiner Klaus


Der Himmel macht die Augen zu,
die vielen Augen schließt das Haus,
der Garten liegt in stummer Ruh,
jetzt schlaf auch du, mein kleiner Klaus.

Der Käfer legt den Kopf aufs Bein,
die Biene streckt zum Schlaf sich aus,
und mit ihr schläft das Summen ein,
jetzt schlaf auch du, mein kleiner Klaus.

Es schläft auch schon die Straßenbahn,
kein Bimmeln mehr und kein Gebraus,
sie tippt nur leicht die Klingel an,
jetzt schlaf auch du, mein kleiner Klaus.

Die Mantel auf dem Stuhl schläft brav,
das Loch am Ärmel guckt heraus,
doch weiter reißt kein Riß im Schlaf
jetzt schlaf auch du, mein kleiner Klaus.

Es schläft die Pfeife, schläft der Ball,
der Wald, der Ausflug ruhn sich aus,
das Zuckerl schläft auf dem Regal,
jetzt schlaf auch du, mein kleiner Klaus.

Dein wird die Welt sein, irgendwann,
wie eine Kugel sieht sie aus,
und du, ein Riese, trägst sie dann
jetzt aber schlaf, mein kleiner Klaus.

Bist Feuerwehrmann und bist Soldat,
ein Hirt, der bösen Wölfe Graus!
Sieh, Mutti döst, der Sandmann naht,
nun schläfst auch du, mein kleiner Klaus.

1936

(nach Geza Engl)
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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