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Drehkreuz zwischen EU und Balkan - 07.12.2007, 10:53:05 | ||||
2385 Posts - Magyar Vagyok carpe diem | Drehkreuz zwischen EU und Balkan Am 21. Dezember treten Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien und Malta dem Schengen-System bei. Eine besondere Wächterrolle fällt Ungarn zu: Fast die Hälfte der 2216 Grenzkilometer des Landes werden zur EU-Aussengrenze. Die Tiefebene zwischen Donau und Theiss spielte schon vor 500 Jahren eine schicksalshafte Rolle für Europa. Beim Städtchen Mohacs verlor am 29. August 1526 König Ludwig II. eine entscheidende Schlacht gegen das Heer der Osmanen. Drei Jahre später standen die Türken vor den Toren Wiens. Es dauerte weitere 150 Jahre, bis nach der zweiten Türkenbelagerung der Habsburger Residenzstadt der Eroberungsfeldzug der Krummsäbel in Mitteleuropa zum Stillstand kam. Gleichwohl endete die Herrschaft des Halbmondes in Südosteuropa erst nach dem Ersten Weltkrieg 1918. Wie früher das Habsburger Reich, rüstet sich auch heute die Wohlstandsfestung Europäische Union gegen Bedrohungen aus dem Süden, namentlich gegen die Verwerfungen im chronischen Unruheherd Balkan. Noch vor wenigen Jahren Schauplatz der letzten Kriege in Europa, deren Folgen bis heute nachwirken (Kosovo), macht EU-Sicherheitsexperten Südosteuropa mit der organisierten Kriminalität (Menschen-, Drogen- und Waffenhandel) zunehmend Sorgen. Vom Transit- zum Zielland Das Donaustädtchen Mohacs ist Geschichte, Europas Bollwerk in dieser Gegend ist heute das Grenzland der rund 100 Luftkilometer östlich gelegenen Theiss-Metropole Szeged mit ihren 170 000 Einwohnern. «Wir sind hier an einem der wichtigsten Kontrollpunkte der EU-Aussengrenze», sagt Ferenc Avai, Direktor des Grenzschutzes für den Abschnitt Donau und Theiss, nicht ohne Stolz. Dies zeigt auch der finanzielle Aufwand. Laut Justizministerium haben Ungarn und die EU in den letzten drei Jahren zusammen fast 170 Millionen Euro in die Aufrüstung der Übergänge zu Serbien, Rumänien und der Ukraine auf Schengen-Niveau investiert. Mit 994 Kilometern hat Ungarn die längste EU-Aussengrenze in Osteuropa zu überwachen. Hingegen fallen zu den Schengen-Nachbarn Österreich, Slowakei und Slowenien die Passkontrollen ab 21. Dezember weg. Mit allen Nachbarländern hat Ungarn mittlerweile auch Kooperationsverträge über gemeinsame Überwachung und Fahndungsaktionen vereinbart. Die Schengen-Mitgliedschaft zwingt das Land auch zu einer Änderung seiner Sicherheitspolitik: «Bisher war Ungarn für Migranten ein Transitland, jetzt werden wir ein Zielland», sagt Judit Fazekas, Staatssekretärin im Justizministerium. Wer einmal die ungarische Grenze passiert hat, hat Reisefreiheit in der gesamten EU. Fazekas beschwichtigt: «Wir rechnen trotzdem nicht mit einer neuen Zuwandererwelle.» Der wirtschaftliche Aufschwung in Ungarns Nachbarländern mache die Arbeitssuche anderswo in Europa zunehmend überflüssig. Illegale Migranten und Drogen Die überwiegende Zahl der illegalen Migranten kommt aus Kosovo, der Rest sind Moldawier und Asiaten. Sollte sich die aktuelle Krise in der südserbischen Provinz verschärfen, rechnen die Behörden mit einer neuen Migrantenwelle. «Ungarn ist kein stark gefährdetes Land», sagt Geza Horvath, Schengen-Experte im Budapester Justizministerium, «es ist aber Transitland für viele kriminelle Erscheinungsformen». Die problematischste Grenze ist jene zu Serbien. Wenige Kilometer südlich von Szeged liegt das Drehkreuz zwischen EU und Balkan – der Grenzübergang bei Röszke, einem 200-Seelen-Dorf. An Normaltagen fahren hier 6000 Personenwagen durch, an Wochenenden und während der Urlaubszeit werden Spitzen bis zu 40 000 täglich erreicht. Die Neueröffnung des Autobahnübergangs bei Horgos auf serbischer Seite zieht zusätzlichen Verkehr an – den LKW-Transit ebenso wie Migranten und Kriminelle. Für islamische Terroranschläge sieht Horvath «keine alarmierenden Anzeichen», wohl aber, dass Ungarn als logistische Basis benutzt wird: «Deshalb beobachten wir auch verdächtige Geldströme.» Hingegen ist Ungarn für den Drogenhandel auf dem Balkan das wichtigste Transitland nach Westeuropa. Als Basen dienen Kosovo und Albanien. «Jährlich werden an Ungarns südlichen Übergängen bis zu 250 Kilo Rauschgift abgefangen», erklärt Grenzschutzchef Avai. Türkische Dealer nutzen laut österreichischem Innenministerium vor allem Ungarns Nachbarn Rumänien und Bulgarien als Depotländer. Seit einiger Zeit beobachten die Budapester Behörden einen zunehmenden Handel auch in umgekehrter Richtung – mit synthetischen Modedrogen von Westeuropa in den Balkanraum. Bis Ende Oktober registrierten Ungarns Behörden über 2000 Grenzverstösse, das sind 30 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich und plus 150 Prozent gegenüber 2005. Allein am Übergang Röszke wurden heuer 15 Schlepper verhaftet, 277 illegale Migranten aufgegriffen und 46 Verfahren gegen Schmuggel (Drogen, Zigaretten, Waffen) eingeleitet. Seit Jahren zu schaffen machen den ungarischen Behörden auch Fälscherbanden, die sich auf Personaldokumente, Kredit- und Bancomatkarten spezialisiert haben und deren Opfer vorwiegend Touristen und ausländische Geschäftsleute sind. Elektronisch überwacht Mit dem Ausbau des Übergangs Röszke wurde bereits 2002 begonnen, er gilt mittlerweile als abgeschlossen: Sieben Spuren für Personenwagen sowie je zwei LKW- und Bus-Terminals, brandneue Dienstgebäude, Einsatzfahrzeuge und Uniformen, jede Menge Überwachungselektronik, neue Anhaltelager und noch anderes mehr umfasste das Aufrüstungsprogramm. Auch die noch aus der Zeit der Donaumonarchie stammende Polizeizentrale in Szeged, die das Ausmass einer Militärkaserne hat, wurde für die neuen Anforderungen renoviert. «Technisch sind wir auf den Schengen-Beitritt am 21. Dezember bestens gerüstet. Das hat auch die Kontrollkommission bestätigt», resümiert denn auch Gabor Eberhardt, der Chef der Grenzpolizei für den Abschnitt Szeged/Röszke, zufrieden. Allerdings räumt Eberhardt – dessen deutsche Vorfahren vor Jahrhunderten in Südungarn siedelten – ein: «Das Problem ist die grüne Grenze. Die ist nur schwer zu überwachen.» Das fast menschenleere Grenzgebiet ist durch die Theiss und ihre zahlreichen Nebenarme stark versumpft, für Polizeifahrzeuge deshalb kaum zugänglich. Migranten und auch Schmuggler nutzen die Theiss als Wasserweg und die dichten Wälder als Schutz. Doch Grenzchef Eberhardt weiss sich zu helfen: «Wir sind dankbar für die Informationen von Förstern, Jägern, Kleinlandwirten und Naturschützern», sagt er. Den Rest erledigt die Schengen-Elektronik : Überwachungs- und Nachtsichtkameras, CO₂-Sonden und vor allem die Schengen-Datenbank SIS. Bereits seit September haben auch ungarische Behörden direkten Zugang zu rund 20 Millionen gespeicherten Datensätzen über das kriminelle Treiben in Europa. Rudolf Gruber, Szeged Quelle http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1435941&ressort=tagblattheute/hintergrund&jahr=2007&ressortcode=&ms= Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten. Marie von Ebner-Eschenbach www.balaton-service.info - Das Forum für Ungarn - frei unabhängig unparteiisch balaton-service.info goes wiki - Das bsi - wiki - portal b-s.i goes facebook ... und als b-s.i facebook Gruppe |
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