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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / Sehenswertes, Kultur, Kneipenführer / K u l t u r / Fasching in Ungarn
In diesem Thread befinden sich 3 Posts.
Blasius
icon01.gif Fasching in Ungarn - 27.02.2010, 13:42:22

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
(Beitrag war für das Ungarn Bladl bei Markus)

Der Fasching (Karneval) beginnt mit dem Dreikönigstag (6. Januar) und endet am Aschermittwoch. Seinen Höhepunkt erreicht er in der Zeit von Faschingssonntag bis Fastnacht und ist seit langen Jahren die Zeit der Masken, des frühlichen Feierns und des Schlemmens.

römische Maske
Fasching und Karneval haben den gleichen Ursprung. Der letzte Tag, der Höhepunkt des Faschings ist die Fastnacht. Und hinter dem Wort "Karneval" versteckt sich "Carne, vale"- was auf italienisch so viel heißt wie: Fleisch,adieu! und auf die kommende Fastenzeit hinweist.

Italien wird als Wiege des Faschingfestes gehalten, Vorläufer sollen die römischen Saturnalien gewesen sein. Vor dem Tempel des Gottes Saturn wurden Opfer dargeboten und ein Festschmaus veranstaltet. Diese Feierlichkeiten schloss anschliessend ein kostümierter Umzug ab.

Das ungarische Wort "Farsang" kommt ursprünglich aus dem bayrisch-österreichischen Vaschang, was Fleischlosigkeit bedeutet.

Vom Königshof bis zum Dorf verkleidete und maskierte man sich, um wenigstens für einige Tage im Jahr alle Regeln umzustoßen und in die Haut von jemand anderem zu schlüpfen: Frauen zogen sich oft als Männer an und umgekehrt, Rang-und Geldunterschiede wurden vorübergehend aufgehoben, ebenso Regeln und Gesetze. Unterdrückten Gefühlen, Agressionen und Instinkten wurde freier Lauf gelassen, verbotene Glücksspiele, Schlägereien, Unsittlichkeiten, Skandale, Orgien und das laute Feiern des Lebens unter der Obhut der Masken bestimmten diese Tage. Alles war erlaubt.

Poppelezunft Singen Photographed by Andreas Praefcke, 19 February 2006

Die Welt stand Kopf. Kein Wunder, dass die Kirche lange Zeit auf Kriegsfuß mit dieser Lustbarkeit stand und mit allen Mitteln versuchte, das profane "Fest des Teufels" aus dem Leben der Christen zu verbannen. Wie wir wissen, mit recht mäßigem Erfolg. (Die Kirche hat dennoch etw. erreicht, dass das Volk Angst vor den Folgen der teuflischen Ausschweifungen bekam, wie es folgender Volksglaube aus der Slowakei sagt: Wer in der Fastnacht stirbt, kommt in die Hölle, denn das Himmeltor ist an diesem Tag geschlossen.)

Allmählich haben sich die "wilden" Bräuche gemildert, wenigstens in den Kreisen der Aristokratie. In den Palästen Europas hat man immer öfter "zivilisierte" Maskenbälle und Tanzfeste gefeiert.

Winteraustreibung:

Mittlerweile haben sich zahlreiche Bräuche der Faschingsfeiern eingebürgert. Es begann aber damit, dass die Bräuche in einer christianischen Form der heidnischen Winteraustreibung begonnen hat

Es ist eines der Freudenfeste des den Winter, die Kälte und Dunkelheit überwindenden Frühlings, das schon in den mittelalterlichen Quellen erwähnt wird. Der Fasching ist ohne Zweifel aus dem Westen nach Ungarn gekommen, wie schon seine aus dem Bayerisch-Österreichischen abgeleitete ungarische Bezeichnung farsang erkennen läßt, eine Bezeichnung, die als Familienname bereits im 14. Jahrhundert auftaucht. Die Einstellung der Kirchen zu den verschiedensten Erscheinungsformen des Faschings erhellt eine aus dem Jahre 1757 stammende Aufzeichnung: „Die Bezeichnung Fasching haben die Ungarn von den Deutschen übernommen, die ihn aus den cantibus circulatorum, den spielerischen Scherzen schmutziger Witzbolde geformt haben; an diesem Tage haben sie verschiedene Spiele und Narreteien aufgeführt, sich bewirten lassen, allerlei Unfug getrieben und sich unterhalten.“

Zu Ende des Faschings wurden die Mädchen „ausgerufen“, denen es nicht gelungen war, einen Mann zu finden. Mit großem Geschrei wurden vor ihren Häusern Lieder gesungen und Klapphornverse aufgesagt:

Müßt euch um die Töchter bangen,
Weil der Fasching schon vergangen.
Konntet ihr sie nicht verkloppen
Nicht für Käse, nicht für Topfen?
Kati ist verkauft schon halb
Für ein einjähriges Kalb.
Und die Hirtin? Für ’nen, Bock.
Die Kantorin? Für ’nen Rock.
Die Tschikoschin kannst du holen
Für den Preis von einem Fohlen.

(Maconka, Komitat Heves)

Im westlichen Teile des Sprachraums erfolgt zu Ende des Faschings das Strunkziehen, eine von den Burschen veranstaltete Spottzeremonie. Im Jahre 1820 heißt es darüber: „Früher zwangen die Ungarn am Aschermittwoch die heiratsfähigen Mädchen, die bis zum Faschingstag keinen Mann gefunden hatten, wie wilde Stuten einen Strunk zu ziehen.“ In einzelnen Teilen der Großen Ungarischen Tiefebene machten die Burschen unter dem Fenster des Mädchens mit Töpfen und Eisenstangen einen großen Lärm und riefen:

Fasching, Fastnacht sind schon aus,
Sitzenslieb die Maid im Haus.
Sind es zwei, treib alle beide
Mit den Kühen auf die Weide.

(Komitat Szabolcs)

Zu den vielen Verkleidungsspielen des Faschings zählen auch die Vertreibung des Bösen und der Erntezauber. Obstbäumen wird mit dem Beil angedroht, ausgehauen zu werden, wenn sie nicht genug Früchte tragen.


Berußen (Faschingsbrauch) Moha, Kom. Fejér

Um die Wende vom Winter zum Frühling, im allgemeinen am Palmsonntag, vertreiben die Palotzen, eine Volksgruppe im Norden {G-689.} des Sprachraums, die kisze. Kisze ist eine kärgliche Fastenspeise: eine saure Obst- oder Kleiensuppe, deren man im Winter überdrüssig geworden ist und die man loswerden will. Die Mädchen putzen eine Strohpuppe mit den Kleidern einer im vorhergehenden Jahr verheirateten jungen Frau auf. Die Strohpuppe symbolisiert die kisze und wird unter Gesang bis zum nächsten Fluß, Bach oder Weiher getragen. Dort wird die Puppe entkleidet und ins Wasser geworfen. Je nachdem, wohin und wie das Wasser die Puppe fortschwemmt, werden Voraussagen gemacht, welches der anwesenden Mädchen heiraten wird. Ein Teil der Lieder erinnert an das Ende der Fastenzeit:

Kiszepuppe – weg!
Schinken rein und Speck!
Ist die Kiszepuppe raus,
Kommt der Schinken rein ins Haus.

Diese Margit Szabó
Kennt man überall.
Ihr Kleid für die Kiszepuppe
Paßt auf jeden Fall.

(Felsöszemeréd, ehem. Komitat Hont)


Maskerade zur Fastnacht Moha, Kom. Fejér

Wehe der jungen Frau, die die Herausgabe ihrer Kleider für die Puppe verweigerte; sie wurde verspottet. Manche glaubten daran, mit der Kisze auch Krankheiten und den Nebel zu vertreiben. In anderen Gegenden hat man die Strohpuppe nicht ins Wasser geworfen, sondern verbrannt:

Brennt die Kisze, eiaho!
Lustig flammt das trockne Stroh.
Bläst der Wind den Rauch davon,
Scheint die Sonne wärmer schon,
Oben ist der Himmel blau,
Grün die Wiese, grün die Au.

(Ehem. Komitat Hont)


Mummenschanz zur Fastnacht
Moha, Kom. Fejér
Bekleidung der Kisze-Puppe, mit der der Winter ausgetrieben wird
Szandaváralja, Kom. Nógrád

Der symbolische Kampf zw. Winter und Frühling wird auf fast allen ungarischsprachigen Gebieten unter anderem in Form eines Schauspiels dargestellt, nicht selten auch die Vernichtung und Unterwerfung des Winters durch eine beerdigte, verbrannte oder eben ertränkte Puppe symbolisiert.

Auch der Tanz dient magischen Zwecken, und zwar, den Frühling heraufzubeschwören und Fruchtbarkeit, wichtig ist für das Überleben des Volkes, zu sichern.



Fasching war in Ungarn lange Zeit die günstigste Zeit zur Heirat: die Natur erwachte, gebündelte Fruchtbarkeit lag in der Luft- was sich günstig auf die Zukunft des jungen Paares auswirken sollte.

Auch das Ausleben unterdrückter Instinkte lassen sich in Ungarn Beispiele nennen: das sog. busójárás in Mohács, das dieses meist am Anfang März gefeiert wird. Zu Fasching verkleiden sich die Männer dort jedes Jahr: sie ziehen sich Schafsfelle über, stopfen Stroh in die Hosenbeine und krönen schliesslich "das Werk" mit einer fürchterlichen Teufelsfratze. Diese mit Blut bemalten Akazienmasken verleihen ihren Trägern Anonymität und das Recht, alles erdenkliche zu tun, was ihnen nur einfällt. Mit einer laut knarrenden Ratsche in der Hand ziehen sie in Gruppen durch die Strassen und erstrecken die Leute. Um ihre Tobsucht zu mildern, hat ihnen das Volk Leckerbissen und Palinka vorgesetzt.

Heute muss sich kein Besucher mehr von ihren wilden Attacken fürchten, die Tätigkeit der "busos" beschränkt sich nur auf das Erschrecken der Menschen, auf die ohrenbetäubenden Geräusche, die sie machen, auf das wilde Herumtanzen und natürlich auf ausgiebiges Essen und Trinken.


Foto: Ungarisches Tourismusamt

Text teilweise aus http://mek.niif.hu/02700/02791/html/172.html
- Editiert von Blasius am 27.02.2010, 13:48 -
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
Markus J. Marschner
icon01.gif Fasching in Ungarn - 27.02.2010, 13:49:10
Skype: markusmarschner
2385 Posts - Magyar Vagyok
carpe diem
JaJa , der böse Admin macht einfach kein Bladl .... erstens kann man Beiträge auch doppelt bringen und zweitens , wenn alles an einem hängt und der auch noch berufstätig ist , dann bleibt halt so einiges auf der Strecke ... Jetzt zum beispiel bin ich zwar Online, aber überprüfe gerade die Buchhaltung eines Mandanten und das schon seit vormittag . Und wie heißts in Bayern Gschäft is Gschäft und Schnaps is Schnaps ...

Gruß Markus
Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten.

Marie von Ebner-Eschenbach

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Blasius
icon01.gif Fasching in Ungarn - 27.02.2010, 14:11:21

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Zitat:
Original von Markus J. Marschner
JaJa , der böse Admin macht einfach kein Bladl .... erstens kann man Beiträge auch doppelt bringen und zweitens , wenn alles an einem hängt und der auch noch berufstätig ist , dann bleibt halt so einiges auf der Strecke ... Jetzt zum beispiel bin ich zwar Online, aber überprüfe gerade die Buchhaltung eines Mandanten und das schon seit vormittag . Und wie heißts in Bayern Gschäft is Gschäft und Schnaps is Schnaps ...

Gruß Markus


Jamei, Markus

hab dich ja gefragt, ob's 2011 was werd mit'm Bladl
die letzte Zeit nix mehr ghört

und die Anmerkung war notwendig für unsere
"bösen Zungen" im Forum; wär bestimmt ein
entsprechender Kommentar gekommen


Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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