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balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / D i e s & D a s / Dies & Das / Die Jahresuhr schlägt.....
In diesem Thread befinden sich 1 Posts.
Blasius
icon01.gif Die Jahresuhr schlägt..... - 28.02.2010, 08:30:37

8711 Posts - Magyar Vagyok
Kocsis
Die Jahresuhr schlägt.....

“Januar, Februar, März, April…. die Jahresuhr steht niemals still.” Es ist 2009!

Die Ungarn und ihr Forint leiden noch immer unter der Finanzkrise. Der heißersehnte Schnee bleibt aus, dafür haben wir Eisregen. Julia lernt im Kindergarten die Monate, Philip schleift den Weihnachtsbaum aus dem Haus und mir macht ohne Weihnachtslichter das dunkle Wetter zu schaffen.

Deutschland und Budapest liegen in der gleichen Zeitzone. Das ist für das Fernsehprogramm zwar praktisch, hat aber auch Nachteile. Denn die eigentliche “Sonnenzeit” ist erheblich früher. Das heißt die Sonne geht früher auf. Das macht ja erstmal nichts. Ich bemerkte es erst irgendwann im Juni. Da musste ich nachts mal raus und wurde in der Diele von grellen Sonnenstrahlen geblendet. “Was für ein schöner, blauer Himmel. Wie spät ist es eigentlich?” 05:07 laut Wecker. Kurz nach Fünf !?

Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt nachts bei strahlendem Sonnenschein schlaftrunken in Richtung Bad zu schlürfen. Viel schlimmer ist es, dass die Sonne so viel früher untergeht. Da machten schon im Sommer die Grillabende nicht so viel Spaß wie in Deutschland. Aber jetzt im Winter kann es einem so richtig die Stimmung vermiesen. Wir schaffen es einfach nicht unseren Alltagsablauf an die Sonnenzeit anzupassen, was schlichtweg bedeutet: früher aufstehen.

Wir sind schon richtige Stubenhocker geworden. So geht’s nicht weiter beschließen wir an einem Sonntagnachmittag und packen uns guten Mutes warm ein. ”Aber Mama. Es ist doch ganz dunkel.” Julia findet die Idee gar nicht gut. Sie hat schon Angst, wenn wir im Dunkeln nach dem Kindergarten vom Auto zur Wohnungstür laufen und aus der Ferne immer der gleiche blöde Hund bellt. “Die ist ein Hund, und man kann doch gar nichts sehen.” Papa hat ein Hochfrequenzpiepsgerät gegen den Hund und ich suche die Taschenlampe. Damit kann darf sie uns den Weg leuchten. Das gefällt Julia. Wir gehen los.


Budapest am Nachmittag im Januar

Das heißt erstmal fahren wir. Zwei Sekunden in der dunklen Kälte und wir beschließen mit dem Auto zur Zitadelle hoch zu fahren. Spazieren gehen können wir ja immer noch da oben. Dort angekommen ergattern wir kaum einen Parkplatz. An der Zitadelle ist der Teufel los. Was machen die ganzen Menschen hier? Heerscharen an Touristen und Einheimischen und wir mitten drin. Der Wind ist eisig, der Boden spiegelglatt, aber die Aussicht wunderschön. Ich halte nicht lange durch, dann bin ich durchgefroren. Aber Julia ist ganz begeistert. Besonders von der Taschenlampe.


Spaziergang mit Taschenlampe

Also gehen wir jetzt regelmäßig auf Nachtwanderung um fünf Uhr Nachmittags, ausgerüstet mit Taschenlampe und Hochfrequenzpiepsgerät. Für Julia ist es ein Abenteuer und mir hat meine Mutter aufgetragen jeden Tag etwas spazieren zu gehen, “damit das Baby Sauerstoff bekommt”. Was das angeht wird meine Motivation mich in die Kälte zu stürzen durch Smog-Alarm in Budapest abrupt geschmälert.

Im Winter ist der Smog in Budapest immer am schlimmsten. Smog-Alarm bedeutet Julia darf im Kindergarten nicht mehr draußen im Garten spielen. Außerdem dürfen an geraden Kalendertagen nur die Autos fahren, deren letzte Kennzeichennummer gerade ist und an ungeraden Kalendertagen nur die ungeraden Kennzeichen. Sehr nervig! Wir haben eine fünf. Ich mache meine Besorgungen an ungeraden Tagen, fahre aber an geraden Tagen Julia trotzdem in den Kindergarten. Jeder erzählt etwas anderes, ob die Polizei nun kontrolliert oder nicht, Bußgelder verteilt oder nur Verwarnungen. Außerdem sei für den Smog sowieso nicht der Verkehr verantwortlich, sondern die vielen Industrieanlagen, die aufgrund der Gaskrise auf Öl umgestellt haben. Bevor sich das alles aufklärt, ist der Smogalarm auch schon wieder vorbei.

Doch nach der Krise ist vor der Krise. Laut Medien habe Ungarn genug Gasreserven, aber laut Gerüchteküche gibt es Probleme die benötigte Gasmenge aus den Speichern zu entnehmen. Was auch immer stimmt, ich schlafe besser in dem Wissen ein elektrisches Heizgerät im Haus zu haben. Auf zum Elektromarkt! Nach einem dutzend mit Popcornmaschinen und Dampfbügeleisen voll gestopften Gängen biege ich links ab und stehe vor zwanzig Meter leerer Verkaufsfläche. Hier müssten jetzt eigentlich Heizgeräte stehen. Zwei einsame Ausstellungsstücke finde ich schließlich doch noch und kralle mir gleich eins. So – jetzt fühl ich mich gleich besser. Die nächste Krise kann kommen.

Aus Miovista Budapestblog
Mark Twain sagte einmal:
"Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht."
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