balaton-service.info - Das Forum für Ungarn Forum

Übersicht
 
Anmelden
 
Suchen
 
Hilfe
 
Top-User
 
Login
 
balaton-service.info - Das Forum für Ungarn / Sehenswertes, Kultur, Kneipenführer / K u l t u r / Brutkasten der Provinzialität
In diesem Thread befinden sich 1 Posts.
piccolino
icon01.gif Brutkasten der Provinzialität - 19.01.2008, 12:42:40

816 Posts - Einbürgerungswilliger
leben u. leben lassen
Brutkasten oder Provinzialität?

Die Ungarische Filmwoche, der bedeutendste inländische Wettbewerb für ungarische Filmemacher, findet in diesem Jahr vom 29. Januar bis 5. Februar statt.





Der ungarische Film hat mit dem ungarischen Fußball die großen Erfolge der Vergangenheit ebenso gemeinsam wie die spätere Abkapselung und das Vergessensein in der Gegenwart. Möglicherweise sind die Leistungen der Filmemacher heute wieder deutlich besser als jene der Kicker, doch wer außer die Ungarn selbst wird das je erfahren, wenn man den Mut, oder sagen wir eher die Chuzpe hat, im Jahr 2008 ein Filmfestival in Mitteleuropa ausschließlich mit Teilnehmern aus einem Land, eben Ungarn, zu besetzen.

Man kann dies natürlich als gezielte nationale Förderung bezeichnen, als schützenden Brutkasten, bevor möglichst nur die Besten hinaus nach Europa und die weite Welt ziehen, um ihrem Land Ehre und sich Ruhm zu machen. Genauso gut kann man aber ein rein nationales Filmfest heute als hinterwäldlerische Provinzialität, als Anachronismus brandmarken und kann dabei nicht nur auf die endlosen Soireen verweisen, die zwischen Lappland und Sizilien die nomadisierende Cineastenszene Europas unter dem Label „europäisch“ zu verbinden suchen. Es ist ja gerade der Aha-Effekt, der einsetzt, wenn ein Rumäne beim Betrachten eines portugiesischen Films die Probleme seines Landes erkennt, der diese Crossborder-Festivals so wertvoll macht.

Wer den Mut oder eher die Chuzpe hat, im Jahr 2008

ein Filmfestival in Mitteleuropa ausschließlich

mit Teilnehmern aus einem Land, eben Ungarn,

zu besetzen, muss das irgendwie erklären...

Was hilft also ein Sieg bei der Ungarischen Filmwoche? Das soll man mal erklären. Es gibt ja – kommerziell gesehen – keinen rein ungarischen Filmmarkt mehr und die Sujets sind ohnehin globalisiert, weil wir Menschen es sind. Und sind wir es nicht, so sind es die Umstände um uns herum. Dies bedeutet, dass die Beiträge der 39. Ungarischen Filmwoche auf jeden Fall internationaler und weltläufiger sein werden als das nationale Korsett, in dem sie präsentiert werden. Und genau diese Diskrepanz zwischen nationaler Bühne und internationalem Drange war und ist auch der Hauptkritikpunkt an den Leistungen der ungarischen Filmemacher der letzten Jahre.

Es gab immer tolle Filme, es gab aber lange kein „Ungarisches Kino“ mehr, sagen die (internationalen) Experten, und heute kann man sich eben nicht mehr darauf herausreden, dass die Creme der ungarischen Kapazitäten unter falschem oder richtigem Namen in Hollywood unter Vertrag stünden. Immerhin wird eine – mehr oder weniger – internationale Jury doch Hinweise geben können, welche Tendenzen zum Erfolg führen könnten. Ein vager Anhaltspunkt, aber mehr darf es auch nicht sein, wenn man sich als Veranstalter die Quadratur des Kreises, kommerziell erfolgreiche Filme mit hohem künstlerischen Anspruch zu fördern, als Lebensaufgabe gestellt hat.

Was gespielt wird

Die Ungarische Filmwoche, der bedeutendste inländische Wettbewerb für ungarische Filmemacher, findet in diesem Jahr vom 29. Januar bis 5. Februar statt. Insgesamt gehen 104 Neuheiten, dabei 18 abendfüllende Filme, darunter neun Weltpremieren, in den Kampf um die „Goldene Filmrolle“. Im Wettbewerb werden auch 37 Kurzund Experimentalfilme gezeigt werden, zudem 33 Dokumentationen, 13 wissenschaftliche und drei sogenannte kreativ-experimentelle Werke.

Unter den Filmemachern findet sich die gesamte alte wie junge Garde des ungarischen Zelluloids, u.a.: Tamás Almási, Gábor Dettre, Benedek Fliegauf, Szabolcs Hajdu, Róbert Koltai, Kornél Mundruczó, Elemér Ragályi, György Szomjas, Péter Tímár, Szabolcs Tolnai, Ferenc Török. Róbert Alföldi stellt eine Adaption des gehypten Romans von Attila Bartis „Die Stille“ vor, Anna Faurs „Girls“ beschäftigt sich mit Jugendkriminalität im heutigen Budapest. „Der Ermittler“ von Erik Novák erzählt die Geschichte eines Pathologen, Róbert Lakatos lieferte dem Festival ein echtes Road Movie „Bahrtalo!“. Ebenfalls von Novák stammt ein Action-Thriller mit dem Titel „Nosedive“ mit Ungarns „Shooting Star“ Zsolt Nagy in der Hauptrolle. In „Song of Lives“ erzählt Csaba Berecki über Volksmusiker aus den verstecktesten Ecken Transsylvaniens, Ferenc Moldoványi und Péter Forgács setzen sich filmisch mit dem Werk von Péter Nadás auseinander. Neben dem Hauptpreis werden auch Awards für einzelne Genres vergeben, sowie ein „Gene Moskowitz“-Preis von der Jury.

Die Filme werden in den Palace Cinemas im Mammut sowie im Millennium Center gezeigt.

Marco Schicker

Quelle:http://www.pesterlloyd.net/2008_03/0803filmwoche/0803filmwoche.html
Ich liebe das Leben
Forum wechseln
Forum wechseln zu:
-- pForum 1.29a / © Thomas Ehrhardt, 2000-2006 --
analyticstracking.php